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P. Campbell, Ch. Constantino, S. Simpson (Hrsg.): Stottern: Stolz und Vorurteil

ab 12,50 €

inkl. MwSt., zzgl. Versand

Beschreibung

Patrick Campbell, Christopher Constantino und Sam Simpson (Hrsg.)

Stottern: Stolz und Vorurteil

Ein Unterschied und kein Defekt

Aus dem Englischen übersetzt von: Armin Bings, Robert Errington, Marion Gieseke, Volker Schiffermann, Jannik Zeiser

Die englische Originalausgabe erschien 2019 mit dem Titel
Stammering Pride and Prejudice - Difference not Defect –
bei J&R Press Ltd, Guildford, UK


Demosthenes-Verlag, Köln 2025, 296 Seiten

Normalpreis: 17,50 € | BVSS-Mitglieder: 12,50 €
Preis = Schutzgebühr

ISBN 978-3-921897-98-0


Dank einer Projektförderung durch die DAK liegt das Buch zusätzlich in einer kostenlosen Ausgabe vor.

Erhältlich über unsere Website: www.bvss.de/stottern/leben (Rubrik „Leben mit Stottern“).

Der Versand erfolgt ausschließlich innerhalb von Deutschland,
Bestellungen sind limitiert auf ein Exemplar pro Person. Das Angebot gilt, solange der Vorrat reicht.


Stottern wird typischerweise als Charakterfehler und persönliche Tragödie stigmatisiert. Wir stellen das Stereotyp in Frage, dass Stottern von Natur aus negativ sei. Stattdessen betrachten wir Stottern als eine andere, wertvolle und respektierte Art zu sprechen.

„Stottern: Stolz und Vorurteil“ vereint neue, bestärkende Stimmen und Meinungen zum Thema Stottern in einem anschaulichen Text. Durch die Kombination persönlicher Erzählungen, Kunst und der Disability Studies dokumentieren wir, wie die Gesellschaft Menschen, die stottern, seit langer Zeit behindert und auf welch vielfältige Weise Menschen neuartige und spannende Auffassungen über ihr Sprechen entwickelt haben.

„Stottern: Stolz und Vorurteil“

  • ist das erste veröffentlichte Buch, das das Thema Stottern aus der Perspektive des sozialen Modells untersucht und für Menschen, die stottern, die Allgemeinheit sowie für Fachleute geschrieben wurde,
  • repräsentiert vielfältige Perspektiven im Hinblick auf das Stottern und beleuchtet die einstellungsbezogenen, umweltbedingten und strukturellen Barrieren in der Gesellschaft, denen Menschen, die stottern, ausgesetzt sind,
  • dokumentiert neu entwickelte und bislang undokumentierte Erzählungen rund um das Stottern,
  • empfiehlt Möglichkeiten, das Stottern zu feiern und stolz darauf zu sein, damit es nicht länger als das negative Gegenstück zur Sprachflüssigkeit angesehen wird.


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Inhaltsverzeichnis

04 . Impressum

07 . Vorwort zur deutschen Ausgabe

08 . Inhalt

10 . Danksagungen

12 . Über die Beitragenden

18 . Vorwort von Mike Oliver

20 . Vorwort von David Mitchell

24 . Einleitung von Patrick Campbell, Christopher Constantino und Sam Simpson

35 . Ehrliches Sprechen - Erin Schick

37 . Stottern aus der Perspektive der Disability Studies: Eine Einführung - Joshua St. Pierre

57 . Warum mehr stottern? - Emma Alpern

61 . Scary Canary: Über Unterschiede, Verletzlichkeit und Loslassen - Katy Bailey

77 . Zeitgebunden - Nisar Bostan

80. Menschen mit Stigma: Eine Abhandlung über die Stigmatisierung gegenüber Stottern und Stotternden in der Gesellschaft - Patrick Campbell

93 . Das große Geheimnis - Wendy Ronaldson

105 . Lasst den Kindern die Freude am Sprechen: Die Auswirkungen von Scham auf Kinder, die stottern. Ein Bericht aus Elternperspektive
- Doreen (Dori) Lenz Holte

119 . Über Stotter-Aktivismus und Widerstand - Zahari Richter

126 . Zusammenarbeiten: Elefanten, Schluchten und Schirme in der Stottergemeinschaft
- Patrick Campbell im Gespräch mit Ann Packman und Grant Meredith

143 . Veränderung auf den Weg bringen: Wie wir gemeinsam Stigmatisierung reduzieren können - Michael P. Boyle

159 . Die Geschichte zweier Therapeutinnen - Rachel Everard und Carolyn Cheasman

173 . Den Stotter-Eisberg transformieren - Nina G

183 . Eine Geschichte nach der anderen: Die narrative Methode als Ansatz zur Selbsttherapie - Joshua Walker

197 . Bellas Geheimnis Sarah - Michelle Wilkinson

199 . Ein Blick zurück, ein Blick nach vorn - Sam Simpson

215 . Die eigene Stimme bei der Arbeit finden - Iain Wilkie

233 . Kampf dem Stigma gegenüber Stottern: Das Defence Stammering Network - Walter Scott

244 . Die Ästhetik des Stotterns einfangen
- Alda Villiljós, Sigríður Fossberg Thorlacius, Sveinn Snær Kristjánsson und Málb-jörg (die Stotterorganisation in Island)

248 . Eine Reise in acht Begebenheiten - Elisabeth Wislar

265 . Es ist kompliziert: Cerebralparese und Stottern - Kristel Kubart

275 . Stottere nackt - Chris Constantino

287 . Weiterführende Literatur

289 . Das Übersetzungsteam


Vorwort zur deutschen Ausgabe

Stottern wird leider immer noch oft als Charakterfehler oder als Zeichen verminderten Intellekts wahrgenommen. Als Verein von Stotternden für Stotternde setzen wir uns gegen diese Stigmatisierungen und negativen Stereotype ein – sowohl in unserer alltäglichen Arbeit als Selbsthilfevereinigung als auch mit unseren vielfältigen Projekten. Ein solches Projekt ist die Übersetzung dieses Buches, des englischen Originals „Stammering Pride & Prejudice“.

Was macht diesen Sammelband so besonders? In 22 Beiträgen wird Stottern aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet, darunter auch die Frage, welchen positiven Wert Stottern haben kann – sowohl für die Betroffenen selbst als auch für die Gesellschaft. Gemeinsam ist allen Beiträgen, dass sie Stottern durch die Brille des „Sozialen Modells von Behinderung“ betrachten. Demnach sind es nicht die Menschen, die behindert sind, sondern es sind gesellschaftliche Bedingungen, die Menschen behindern. Jeder Mensch hat Stärken und Schwächen, und es ist entscheidend, Empathie und Respekt für die Erfahrungen anderer zu zeigen – ein Ansatz, der in der Community stotternder Menschen bisher noch wenig verbreitet ist.

Warum haben wir uns für die Übersetzung dieses Buches eingesetzt? Wir sehen darin einen wertvollen Beitrag zur Veränderung der Diskussion und der Perspektive auf Stottern. Durch die Übersetzung wird diese bereichernde Diskussion nun auch im deutschsprachigen Raum möglich. Das Buch stärkt aus unserer Sicht die Stimmen der Betroffenen und regt an, sich mit der eigenen Identität auseinanderzusetzen. Die Beiträge sind nicht nur informativ, sondern auch inspirierend und bieten stotternden Menschen die Möglichkeit, mit mehr Selbstbewusstsein zu ihrer Sprechbehinderung zu stehen.

Wie die Autorinnen und Autoren des Buches möchten auch wir dazu aufrufen, Stottern als Teil der menschlichen Vielfalt zu feiern und ein besseres Verständnis sowie mehr Akzeptanz für die Sprechbehinderung in der Gesellschaft zu erreichen.

„Stottern: Stolz und Vorurteil“ bietet eine frische und bereichernde Perspektive für all jene, die sich mit Stottern auseinandersetzen möchten.
Wir wünschen Ihnen und Euch viel Freude bei der Lektüre und hoffen, dass sie zu anregenden Diskussionen führt.

Ihre und Eure
Bundesvereinigung Stottern & Selbsthilfe e.V.


Vorwort von Mike Oliver

Emeritierter Professor für Disability Studies

Als ich vor fast 40 Jahren eine Reihe radikaler Ideen über behindernde Barrieren und Umgebungen als „das soziale Modell von Behinderung“ bezeichnete, ahnte ich nicht, dass Leute dieses Modell bis heute anwenden und darüber schreiben würden. Es sollte nie mehr als ein Denkanstoß für meine Studierenden sein, wie sie diese Ideen in der Arbeit mit behinderten Menschen anwenden könnten.

Das soziale Modell entwickelte sich jedoch schnell zu einem Mechanismus der politischen Bewusstseinsbildung unter behinderten Menschen, und es wurde zum Goldstandard für die Beurteilung von Wirtschafts- und Sozialpolitik, die sich auf behinderte Menschen auswirkt. So wurde es sowohl in Großbritannien als auch in vielen anderen Ländern von politischen Entscheidungsträgern und Politikern aufgegriffen. Viele Behindertenorganisationen befürworteten es ebenfalls.

Erfolg bringt für gewöhnlich auch Kritik mit sich. Einer der Hauptkritikpunkte am sozialen Modell war der, dass es zwar leicht auf Rollstuhlnutzende anwendbar war, es aber weniger klar war, inwiefern das Modell auf andere Beeinträchtigungen zutraf, insbesondere auf nicht sichtbare, sensorische und kognitive Beeinträchtigungen. Ich wandte darauf ein, dass es nie dazu gedacht war, auf alle behinderten Menschen mit ihren jeweils persönlichen Umständen und Beziehungen zu ihren Umwelten angewendet zu werden.

Ich habe das soziale Modell immer als ein Hilfsmittel für behinderte Menschen gesehen, das ihnen hilft zu verstehen, was ihnen individuell oder als Gruppe widerfährt, sowie als Instrument, um Barrieren zu überwinden, ganz egal, welche Einschränkungen sie haben. Ungefähr sieben Jahre, nachdem ich das soziale Modell eingeführt hatte, nutzte ich als Erwiderung auf einige seiner Kritiker ausdrücklich das Beispiel des Stotterns, um darauf hinzuweisen, dass es von verschiedenen Gruppen mit Beeinträchtigungen verwendet werden könnte, um ihr Leben zu verbessern.

Dreißig Jahre später war ich hocherfreut über die Einladung, ein Vorwort zu diesem Buch zu schreiben, denn es wendet nicht nur das soziale Modell von Behinderung an, um die Erfahrungen von stotternden Menschen zu verstehen, sondern es dient auch als politischer Anstoß zur Verbesserung ihres Lebens. Ich hoffe aufrichtig, dass stotternde Menschen es als ebenso ermächtigend erleben wie andere Beeinträchtigungsgruppen in unserem Streben danach, den Platz in dieser Welt einzunehmen, der uns zusteht, und viele der Barrieren zu beseitigen, die uns allen im Wege stehen.


Vorwort von David Mitchell

Preisgekrönter Autor und Stotterer

Meine „Methode“ für das Schreiben von Vorworten besteht darin, das Buch mit einem A-4-Bogen und Stift in der Hand zu lesen, dabei eine Top-10 der augenfälligsten Zitate und faszinierendsten Ideen zu notieren, um schließlich mein Vorwort darum herum zu strukturieren. In der Mitte von Stottern: Stolz und Vorurteil hatte meine Methode jedoch versagt: Ich war beim fünften Bogen und schrieb, Zeile für Zeile, ganze Absätze dieses großartigen Buches ab. Stottern: Stolz und Vorurteil zu lesen, ist, wie an einem Gespräch über Sprechunflüssigkeit und Behinderung teilzunehmen – ein Gespräch, das wie kein anderes so fundiert, klug und vielseitig ist. Die Vielfalt der Mitwirkenden ist bemerkenswert. Auf den folgenden Seiten lernt ihr einen Arzt kennen, der stottert; die Mutter eines Kindes, das stottert; eine junge Frau mit Zerebralparese, die stottert; Poeten und Künstler, die stottern; Aktivisten, Fürsprecher und „Widerständler“, die überzeugend argumentieren, dass schon die Auffassung von Stottern als etwas „Krankhaftem“ ein Teil des Problems ist. Ihr werdet auf Sichtweisen über Redeflussstörungen stoßen, die einem Außenstehenden niemals in den Sinn kämen, wie etwa die Kämpfe mit Siri und sprachgesteuerten Telefonmenüs sowie das Phänomen der Selbststigmatisierung. Diese kurze Liste ist, im wahrsten Sinne des Wortes, nur die Spitze des Eisbergs.

Die Herausgeber Patrick Campbell, Christopher Constantino und Sam Simpson verdienen Anerkennung, nicht nur dafür, eine so hochklassige Gruppe von Mitwirkenden zusammengestellt zu haben, sondern auch dafür, dass sie eine Diskussion ins Leben gerufen haben, die von Respekt für unterschiedliche Meinungen geprägt ist – eine Tugend, die anderswo in öffentlichen Debatten und im Internet so schmerzlich fehlt. Stottern: Stolz und Vorurteil verfolgt keine Agenda, abgesehen von einem tieferen, klügeren und liebevolleren Verständnis von Stottern im Besonderen und Behinderung im Allgemeinen. Diese Herangehensweise lässt sich hervorragend auf das Stottern übertragen, das ja so voll von Widersprüchen und Paradoxien ist. Ist Stottern ein Fluch? Ist es ein Geschenk? Sollten wir versuchen, es zu beseitigen? Oder sollten wir die Vorstellung beseitigen, dass es beseitigt werden muss? Wodurch wird es verursacht? Worauf sollte unser Fokus liegen? Ist es genetisch bedingt? Wird es durch die Umwelt noch verschlimmert? Ist das Stottern an sich das Problem oder die Gesellschaft, die es stigmatisiert und Stotternde ausgrenzt? Indem sie gegensätzlichen Ideen Raum geben und anerkennen, dass alle ihre Berechtigung haben, haben die Herausgeber ein Ökosystem für Ideen geschaffen, das weit fruchtbarer ist als die Monokultur eines einzigen Arguments, das alle anderen verdrängt.

Das Lesen von Stottern: Stolz und Vorurteil hat mich zu einem wesentlich besser informierten Stotterer gemacht. Ich habe plötzlich Vorurteile hinterfragt, die ich bislang noch nicht einmal bemerkt hatte. Rückblickend seufzte ich über Fehltritte im Denken und Handeln, die mir die Mitwirkenden vor Augen führten. Ich habe überraschend oft gelacht. Ich war gerührt vom Mut der Menschen und weiß dabei aus eigener Erfahrung, dass sich dieser Mut oft wie ein jämmerliches Versagen anfühlt. Ich war bewegt von der Ehrlichkeit der Menschen und bewunderte, wie sie schmerzhafte Erfahrungen zum Nutzen anderer Menschen teilten. Ich schnalzte mit der Zunge, wenn ich bestimmte Situationen, Peinlichkeiten und Tricks wiedererkannte, denn ich fühlte mich weniger allein. Einige Male kamen mir die Tränen. Meine Neugier war geweckt und mein Verständnis bereichert, so als hätte ich an einem Tag der offenen Tür an einer Abteilung für Stottern der Universität des Besseren Menschseins teilgenommen.

Ich möchte dieses kurze Vorwort mit einem der Zitate aus meinen gekritzelten A4-Bögen beenden, der Beitrag ist von Zahari Richter:

„Ich träume von dem Tag, an dem allen Stotternden beigebracht wird, dass mit ihnen alles in Ordnung ist und dass es keine Rolle spielt, wie lange es dauert, ein Wort zu sagen oder wie viele Missverständnisse jeden Tag in Gesprächen auftreten. Was wirklich zählt, sind die eigenen Anstrengungen und wie viel Seele man in alltägliche Äußerungen steckt.“

Dieses Zitat, wie das ganze Buch, ist eine Einladung, den alten Plan von den Redeflussstörungen zu überdenken und neu zu zeichnen. Meiner Meinung nach gibt es auf diesem Plan Platz für Sprachtherapie, aber gleichzeitig macht Sprachtherapie nicht den gesamten Plan aus. Die Essays, Schilderungen, Forschung, Prosatexte, Erfahrungen, Kunst und Poesie in dieser disziplinübergreifenden Textsammlung werden stotternde und nicht stotternde Leser noch über viele Jahre hinweg informieren und nähren. Egal, ob Stottern eine Pathologie ist, eine Besonderheit, die gefeiert werden sollte, ein Fluch oder Segen oder all das zugleich – Stottern: Stolz und Vorurteil ist ein Geschenk.


Einleitung

Patrick Campbell, Christopher Constantino und Sam Simpson

Im Jahr 1974 stellte die kanadische Rockband Bachman-Turner Overdrive ihr drittes Album zusammen. Charlie Fach, Produzent bei Mercury Records, begutachtete ihre vorgeschlagene Sammlung von acht Liedern. Fach war nicht überzeugt. Er fand, es fehle ein möglicher Hit-Song, und vor allem könne er „die Magie nicht hören“. Die Band nahm einen weiteren Song auf. Ein Instrumentalstück, der Text spontan geschrieben und gestottert gesungen, als scherzhafte Anspielung auf den stotternden ehemaligen Manager der Band. Aus Mangel an anderen Ideen spielten sie es Fach vor. Fach gefiel es. „Das ist der Track! Er hat diesen Glanz. Er klingt, als schwebe er einige Zentimeter über den anderen Songs.“

Bachman-Turner Overdrive nahmen das Lied erneut auf, um es dem Album hinzuzufügen, diesmal aber flüssig gesungen. Es funktionierte nicht. Ohne das Stottern war die Magie verschwunden. Sie entschieden sich, das Stottern zu behalten – und der Rest ist Geschichte. Was als Scherz begann, wurde ein Chartstürmer in sechs verschiedenen Ländern und wird noch heute im Radio gespielt.

Stottern wird oft als witzig betrachtet, und in unserer Gesellschaft wird es als selbstverständlich angesehen, dass Flüssigsprechen besser sei als Stottern. Doch wie uns die Geschichte von You Ain’t Seen Nothing Yet vor Augen führt, ist das nicht unbedingt der Fall. Wenn wir es zulassen, kann Stottern etwas Gutes haben, sowohl für die Menschen, die stottern, als auch für die Gesellschaft.

Dieses Buch ist eine Sammlung von Stimmen, die dieser Idee Leben einhauchen. Es ist längst an der Zeit dafür.


Die Anfänge

Stottern: Stolz und Vorurteil entstand aus unserer Frustration über die oberflächlichen und negativen Sichtweisen auf das Stottern, denen stotternde Menschen begegnen. Wir leben in einer Gesellschaft, die Stottern stigmatisiert. Manchmal äußert sich dieses Stigma als aktive Diskriminierung, wenn eine stotternde Person beispielsweise verspottet wird oder keinen Job bekommt. Oft ist es jedoch weniger offensichtlich. Am stärksten wirkt es in Form von scheinbar selbstverständlichen Annahmen über die Minderwertigkeit des Stotterns, dass Flüssigsprechen besser sei als Stottern. Wenn du deiner Nachbarin erzählst, dass du eine Therapie machst, um flüssig zu sprechen, wird sie sich nichts dabei denken. Würdest du ihr dagegen erzählen, dass du dich therapieren lässt, um mehr zu stottern, wäre sie wohl recht verwirrt. Stigma lässt den Satz „Ich würde gerne flüssiger sprechen“ banal wirken und den Satz „Ich würde gerne mehr stottern“ absurd. Vielleicht fragst du dich beim Lesen gerade, wieso sich irgendjemand wünschen könnte zu stottern? Wir hoffen, dass dir dieses Buch die Augen für die vielen Gründe dafür öffnet.

Wir als Stotternde und Leute, die beruflich mit Stottern zu tun haben, sind nicht nur über die gesellschaftlichen Stereotype und Vorurteile frustriert, sondern auch über die Ansichten der Fachleute, die stotternden Menschen helfen sollen. Logopäden und Sprachtherapeuten können dieselben Vorurteile hegen wie der Rest der Gesellschaft, aber unter dem Deckmantel der „medizinischen Expertise“. In der Medizin gilt Stottern, genau wie aus gesellschaftlicher Sicht, als ein Defekt, den es zu „beheben“ oder zu „überwinden“ gilt. Aus der Perspektive dieses medizinischen Modells beruhen Schwierigkeiten, die durch Beeinträchtigungen hervorgerufen werden (wie Sehschwäche, Gehörlosigkeit oder Stottern), auf defekten Körpern. Folglich führte diese Sichtweise zur Entwicklung vieler medizinischer und therapeutischer Ansätze, die diese Defekte verbessern und heilen sollen. Das ist jedoch problematischer, als es zunächst erscheint: Das medizinische Modell macht die Person zum Problem, schafft Annahmen über „Normalität“ und beeinflusst Urteile darüber, was die Gesellschaft als „defekt“ betrachtet.

Das medizinische Modell hat zur Entwicklung vieler Therapieansätze geführt, die gestottertes Sprechen zurück zur flüssigen Norm hin korrigieren sollen. In der Folge gehen Stotternde oft davon aus, dass Flüssigsprechen ein Allheilmittel sei und den Goldstandard darstelle, an dem ihr Sprechen gemessen werde. Anstatt Stotternden zu ermöglichen, die Diskriminierungen zu identifizieren, navigieren und hinterfragen, die ihr Leben schwer machen, wird ihnen beigebracht, vor ihnen zu kapitulieren, indem sie alles tun, um flüssig zu sprechen. Therapie für kleine Kinder, die stottern, soll flüssiges Sprechen herbeiführen. Bei Jugendlichen und Erwachsenen wird eine „Heilung“ üblicherweise als nicht länger möglich eingeschätzt. Stattdessen verschiebt sich der Fokus auf Sprechmanagement-Strategien sowie psychologische und soziale Anpassung an ein Leben mit dem Stottern. Zweifellos haben einige Stotternde von diesen Interventionen profitiert. Allerdings verdecken diese Maßnahmen bestenfalls das eigentliche Problem, nämlich die tiefsitzende Unsicherheit der Gesellschaft gegenüber dem Anderssein, und im schlimmsten Fall schüren sie zusätzlich Vorurteile.

Sogar dann, wenn stotternde Menschen selbst versucht haben, neue Verständnisse über das Stottern zu entwickeln und zu verbreiten, sind sie dem medizinischen Modell zumeist verbunden geblieben. Charles Van Riper und Joseph Sheehan sind zwei gute Beispiele dafür. Beide waren Logopäden, die selbst stotterten. Sie nutzten ihre Erfahrungen mit dem Stottern, um die klinische Praxis neu zu definieren, indem sie die Fachwelt ermutigten, die vielschichtigen und tiefgreifenden psychischen Auswirkungen des Stotterns zu berücksichtigen. Ihre Therapieansätze gaben das Ziel des Flüssigsprechens auf und ermunterten Patienten, gut zu stottern. Zwar sind die psychologische Tiefe und Breite in den Therapien von Van Riper und Sheehan positive Entwicklungen, jedoch bestand das oberste Ziel dieser Ansätze noch immer darin, Veränderungen in Individuen zu bewirken, nicht in der Gesellschaft. Dieses Buch blickt über die Grenzen der Therapie hinaus, hin zu strukturellen, einstellungsbedingten und physischen Barrieren in der Gesellschaft, die stotternde Menschen betreffen.

Stottern: Stolz und Vorurteil bedient sich bei einer anderen Tradition von Theorien und Begriffen, um Stottern zu verstehen. Sie stammen aus der Disability-Rights-Bewegung der 1970er-Jahre und wurden später von Vic Finkelstein und Mike Oliver als soziales Modell formal festgehalten. Nach diesen Sichtweisen sind es, kurz gesagt, die gesellschaftlichen Strukturen, die behindern, nicht die körperlichen Beeinträchtigungen selbst. Eine Person, die aufgrund einer Wirbelsäulenverletzung nicht laufen kann, wird durch die Tatsache behindert, dass es keine Rampe am Eingang eines Gebäudes gibt, nicht durch ihre Verletzung. So wirkmächtig diese Ideen für körperliche Beeinträchtigungen auch waren, um die Stotter-Community haben sie bis vor einigen Jahren einen Bogen gemacht. Dabei ist, wie Michael Oliver selbst in seinem Vorwort schreibt, das soziale Modell genauso auf Stottern anwendbar. Wir müssen nur kreativer denken. Stotternde Menschen brauchen vielleicht keine Zugangsrampen; was wir aber sehr wohl brauchen, ist eine Gesellschaft, die unseren stotternden Stimmen zuhört und sie respektiert. Wir halten das für ein grundlegendes Menschenrecht.

Das Stottern hält Betroffene oft davon ab, sich an Gesprächen zu beteiligen. Tatsächlich zögern viele Stotternde, sich als „behindert“ zu bezeichnen. Dieses Zögern kann auf Missverständnissen und Stigmata beruhen. Behinderung, wie sie vom sozialen Modell verstanden wird, ist ein dynamischer Prozess, keine inhärente Eigenschaft. Eine Behinderung wird demnach dann erfahren, wenn eine Person nicht vollständig an der Gesellschaft teilhaben kann, weil ihr Körper und ihre Umwelt nicht zusammenpassen. Es geht um mehr als nur einen beschreibenden Ausdruck für Menschen mit deutlichen körperlichen oder kognitiven Beeinträchtigungen, wie z. B. eine Unfähigkeit zu laufen oder ein geringerer IQ. Vielleicht mögen sich Stotternde nicht als behindert bezeichnen, weil sie besorgt sind, Menschen mit „stärkeren“ Behinderungen zu beleidigen oder, was beunruhigender wäre, nicht mit Menschen assoziiert werden wollen, die von der Gesellschaft als „kaputt“, „defekt“ oder „anders“ betrachtet werden. Ob sich stotternde Menschen selbst als behindert betrachten oder nicht, schützt sie nicht vor der Behinderung durch die Gesellschaft. Solange die Gesellschaft gestottertes Sprechen als minderwertig ansieht, werden Stotternde von gesellschaftlichen Normen behindert. Wir fordern Menschen, die stottern, dazu auf, die sozial konstruierte Auffassung von Behinderung anzunehmen. Wir werden stärker, wenn wir uns mit anderen zusammentun, die ebenfalls täglich Barrieren, Vorurteile und Diskriminierung erfahren, weil ihre Körper nicht den gesellschaftlichen Erwartungen an Normalität entsprechen.

Die Natur des Stotterns, seine Veränderlichkeit und Versteckbarkeit, kann es schwieriger machen, es als Behinderung zu verstehen. Wer stottert, wird manchmal stark behindert, manchmal nur wenig. Fluktuationen in der Häufigkeit des Stotterns können beeinflussen, wie behindert wir uns fühlen; dies kann wiederum dadurch beeinflusst werden, wie feindselig wir die Sprechumgebung wahrnehmen – oder sie tatsächlich ist. Personen, die aus Angst vor Stigmatisierung schweigen, andere, die durch mühsame Blockaden zum Schweigen gebracht werden, und solche, die zwar sprechen, aber aufgrund von Vorurteilen ignoriert werden, sind alle behindert, wenn auch auf verschiedene Weisen.


Vorurteil

Unsere Gesellschaft wird dominiert von der Geschichte, oder dem Narrativ, des gewandten Flüssigsprechens als bevorzugte Sprechweise. Nachrichtensprecher, Politiker und Schauspieler sprechen allesamt flüssig. Stellenausschreibungen fordern exzellente Kommunikationsfähigkeiten, und automatisierte Spracherkennungssysteme können Stottern nicht verstehen. Flüssig als die „richtige“ Art zu sprechen, Stottern als die „falsche“ Art, ist das dominante Narrativ in unserer Gesellschaft. Das ist machtvoll. Diese Narrative werden zu Blaupausen für alle Geschichten und damit zu Hilfsmitteln, durch die wir die Geschichten von anderen und uns selbst verstehen lernen. Bewusst oder unbewusst übernehmen wir die Narrative, die uns vertraut sind, und reproduzieren so die übergreifende gesellschaftliche Geschichte.

Menschen, die stottern, werden von der Gesellschaft darauf konditioniert, Stottern für hässlich zu halten, und teilen daher oft auch diese Ansicht. Wendell Johnson definierte Stottern als das, was wir tun, wenn wir versuchen, nicht zu stottern. Auch wenn es etwas tautologisch ist, hat sich die Definition als nützlich erwiesen, um die Vielzahl von Verhaltensweisen zu beschreiben, die wir einsetzen, um Stottern zu vermeiden. Allerdings wurde bisher wenig Aufmerksamkeit darauf gerichtet, weshalb wir Stottern unbedingt vermeiden wollen. Unser Stottern kann das Sprechen anstrengend machen, der damit einhergehende Kontrollverlust uns beunruhigen. Aber diese Empfindungen erklären nicht die riesige Bandbreite an Vermeidungsstrategien, die wir oft einsetzen, um vor Stotterereignissen zu flüchten, und den Aufwand, den wir betreiben, um als flüssigsprechend durchzugehen.

In der Vergangenheit wurde unsere Neigung dazu, das Stottern zu verstecken, als persönliches Versagen dargestellt: Wir hätten soziale Ängste, seien scheu oder einfach zu schwach, um offen darüber zu sein, wer wir sind. Tatsächlich haben wir oftmals auch gute Gründe dafür, nicht zu stottern. Wir werden für das Stottern bestraft, es widerspricht dem vorherrschenden gesellschaftlichen Narrativ. Als Kinder erleben wir Sticheleien und Mobbing und als Erwachsene Diskriminierung und Vorurteile. Wie einige der Autoren ausführen, können sogar die gut gemeinten Bemühungen der Gesellschaft, uns in jungen Jahren zu helfen, diese Vorurteile verstärken. Therapien können die Überzeugung verfestigen, dass Stottern keine akzeptierte Sprechweise ist und dass, wenn wir ernst genommen werden wollen, wir versuchen müssen, flüssig zu sprechen. Von klein auf lehren uns die Erwachsenen, denen wir vertrauen, dass flüssiges Sprechen wertvoller ist als gestottertes Sprechen.

Vorurteile haben viele Gesichter. Sie können offensichtlich sein, aber auch subtil, ein Teil der Landschaft. Diskriminierung kann auch ohne direkten Angriff auf uns und unser Sprechen stattfinden. Dies geschieht, wenn wir einfach nicht beachtet werden und man unsere Sprecherfahrungen ignoriert. Wenn davon ausgegangen wird, dass alle flüssig sprechen, leiden wir darunter. Die Autoren in diesem Buch erforschen ihre eigenen Erfahrungen mit Vorurteilen. Sie liefern uns zahlreiche Beweise dafür, dass stotternde Menschen diskriminiert und stigmatisiert werden. Sie beschreiben außerdem, wie dieses gesellschaftliche Stigma unser eigenes Verständnis von Stottern verändert, von einer natürlichen Variation im Sprechablauf hin zu einem klinischen Defekt, und die vielen negativen Folgen, die das hat.


Stolz

Während Stotternde sich noch der bekannten Phrasen des 20. Jahrhunderts bedienten, ist der Diskurs um Behinderung längst ins 21. Jahrhundert vorgedrungen. Soziale Bewegungen sind entstanden, etwa die der Neurodiversität, die Begriffe rund um Behinderung wie „Beeinträchtigung“ oder „geschwächter Körper“ neu interpretieren. „Beeinträchtigungen“ werden nun als natürliche Variation betrachtet und als Teil der großen Vielfalt innerhalb der Menschheit. Wenn wir die Gesellschaft so gestalten, dass sie diese Variationen unterstützt, können wir alle davon profitieren: Das Tourette-Syndrom schafft mündliche Spontaneität, Autismus eine größere Aufmerksamkeit für Details und Dyslexie kreatives Schreiben. Gemeinsam nutzen behinderte Menschen ihre Erfahrungen mit Behinderung, um positive und ermächtigende Identitäten daraus zu erschaffen. Dieses Umdenken entstand nicht im Vakuum. Die positiven Sichtweisen auf Behinderung überschneiden, überlagern und bedienen sich zunehmend des Aktivismus in anderen Bereichen der Gesellschaft, wie der Frauenrechtsbewegung, LGBTQI+, Bewegungen für schwarze und ethnische Minderheiten und vielen mehr. Wir leben in einer Gesellschaft, die beginnt zu verstehen, dass Unterschiede keine Defekte sind.

Die Anfänge von Stotter-Pride oder Dysfluency-Pride, die in diesem Buch aufgeführt sind, zeigen die Entstehung einer ähnlichen Bewegung innerhalb der Stottergemeinschaft. Dies veranlasst dazu, eine andere Sichtweise auf die Forschungsergebnisse zur Ursache des Stotterns zu entwickeln. Die genetischen Veränderungen, die Stottern wahrscheinlicher machen, sind demnach Teil der natürlichen menschlichen Variation und keine schädlichen Mutationen. Die neurologischen Veränderungen in den Gehirnen stotternder Menschen sind Unterschiede, keine Abnormalitäten. Diese neue Sichtweise stellt infrage, wer das Recht hat zu entscheiden, dass die Sprechweise, zu der diese genetischen und neurologischen Veränderungen führen, minderwertig gegenüber flüssigem Sprechen ist. Biologisch gesehen umfasst Stottern eine Vielzahl an einzigartigen Sprechmustern; eine Störung wird daraus erst in bestimmten sozialen Kontexten. Wir alle können bestimmen, wie Stottern zu definieren ist. Wir können die dominante Definition unserer Gesellschaft hinnehmen, oder wir definieren es als einzigartige und wertvolle Art zu sprechen.

Stotter-Pride ist eine Gegenerzählung zum dominanten gesellschaftlichen Narrativ rund um flüssiges Sprechen. Das Buch beginnt mit einem Transkript von Erin Schicks Performance-Gedicht „Ehrliches Sprechen“. Ihr offener und direkter Widerstand gegen soziale Normen und die Umdeutung ihres Stotterns als die „schönste Symphonie“ ihrer Stimme und „der ehrlichste Teil von mir“ sind ein Inbegriff dessen, was die wachsende Stotter-Pride-Bewegung auszeichnet. Eine Gegenerzählung ergibt erst Sinn in Bezug auf die Sache, der sie widerspricht. Das Wort zeigt an, dass hier verschiedene Positionen in einem Spannungsverhältnis zueinander stehen. Deshalb kann man Stotter-Pride nur in Beziehung zu Vorurteilen richtig verstehen. Stotter-Pride fordert uns als Individuen auf, die diskriminierenden Normen über flüssiges Sprechen und ableistische Einstellungen in der Gesellschaft zu hinterfragen und eine selbstbewusstere Sichtweise auf unser Sprechen zu entwickeln. Genau wie Erins Gedicht lädt es uns dazu ein, gegen die Aufwertung des Flüssigsprechens Widerstand zu leisten, laut und stolz zu stottern und die Gesellschaft unsere Stimmen hören zu lassen.

Gegenerzählungen nehmen in diesem Buch verschiedene Formen an. Durch Literatur, theoretische Reflexionen, Forschung, Kunst, Fotografie und Poesie gelangen Stotter-Erfahrungen in den Fokus, die in der Mehrheitsgesellschaft oft unsichtbar, namenlos und unbeachtet bleiben. Viele dieser Erzählungen sind zutiefst reflektierend, sie reichern persönliche Geschichten und Erfahrungen mit neuer Bedeutung, Komplexität und Tiefe an. Sie fordern ihre Leser heraus, verunsichern und bewegen sie. Die verschiedenen Kapitel dieses Buches erforschen Fragen über Inklusion und Ausschluss, die soziale Konstruktion von Normalität und die gravierenden Auswirkungen sozialer Normen und Erwartungen an Kommunikation. Sie begutachten die Grenzen und das Zusammenspiel zwischen stotternden Individuen und dem Kollektiv, zwischen dem Selbst und der Gesellschaft. Viele dieser Erzählungen plädieren für den Ausbruch aus sozialen Normen und dafür, die einzigartige Erfahrung des Stotterns als solche zu wertschätzen.

In dem Moment, in dem Stottern als eine andere, berechtigte und wertvolle Art der Kommunikation anerkannt wird, beginnt eine radikale Diskussion über die Vorzüge des Stotterns. Denn solange wir keinen Grund haben zu stottern, solange wir uns nicht entscheiden, frei und offen zu stottern, weil es uns guttut, solange wird Stottern das negative Gegenstück zum flüssigen Sprechen bleiben. Man wird unser Stottern nicht wertschätzen, wenn wir selbst es nicht tun. Stolz ist ein Gefühl tiefen Genusses oder großer Zufriedenheit über unsere eigenen Leistungen oder über unsere Qualitäten oder Eigenschaften, die allgemein bewundert werden. Stotter-Stolz verlangt nach Anerkennung für das, was die stotternde Stimme beiträgt zu Gesprächen, Interaktionen, Rollen und Beziehungen – nicht für das, was ihr fehlt.

Einige Kapitel in diesem Buch zeigen, wie Stottern selbst einfache Gespräche alles andere als belanglos macht. Stottern bringt Neuartigkeit, Unvorhersehbarkeit und Spannung. In der Stille des Stotterns steckt das Potenzial dessen, was kommen wird. Die Unvorhersehbarkeit des Stotterns zwingt sowohl Zuhörer als auch Sprecher in einen Zustand der Verletzbarkeit, wodurch alltägliche Gespräche unmittelbar intim und aufrichtig werden können. So kann Stottern Gelegenheiten schaffen, die Tür zu Beziehungen öffnen und eine tiefe Verbundenheit fördern, die sowohl für die stotternde Person als auch für die Gesellschaft von Nutzen ist. Durch die wechselseitige Art der Interaktion wird dem Zuhörer die Gelegenheit gegeben, der Offenheit und Authentizität des Stotterns in einer Weise zu begegnen, die gegenseitigen Respekt und Vertrautheit fördert.

Was in unserer Gesellschaft als dominant und was als untergeordnet gilt, ist wechselhaft. Das wird dir auffallen, sobald du zu verstehen versuchst, wo sich die Autoren in ihren Geschichten positionieren, während sie durch die gesellschaftlichen Dynamiken von „innen und außen“ navigieren. Dabei treten die vielschichtigen Positionierungen hervor und die Komplexität dieser Aushandlung wird offenbar. Jede der persönlichen Erzählungen in diesem Buch hebt den wichtigen Einfluss der dominanten kulturellen Narrative auf das Leben der Autoren hervor. Jede Erzählung bietet ein persönliches Beispiel dafür, die stereotypen Auffassungen zu verstehen und zu überwinden, wonach Stottern ein Defekt oder eine zu behandelnde Störung ist. Das ist befreiend – nicht nur für die Autoren, die ihre Geschichten gleichzeitig verfassen und leben, sondern auch für die Leser und die Gesellschaft insgesamt, denn auch wir werden von den Fesseln befreit, den dominanten, selbstlimitierenden Narrativen entsprechen zu müssen. Es ist eine Einladung an uns alle, unsere Einzigartigkeit zu erkunden und wertzuschätzen.


Stottern: Stolz und Vorurteil

Der Titel dieses Buches spiegelt seinen Inhalt wider. Wir haben uns den Jane-Austen-Wortwitz bei einer Konferenz abgeschaut, die 2016 im City Lit in London stattfand und Stottern aus der Perspektive des sozialen Modells von Behinderung erforschte. Zunächst war es ein Arbeitstitel, ein Platzhalter, bis uns etwas Originelleres einfiel. Doch obwohl sich viele Dinge in der Zeit zwischen Idee und Druck verändert haben – u.a. heiratete Chris, promovierte und wurde Assistant Professor –, blieb der Titel bestehen. Er fasst auf prägnante Art zusammen, worum es in diesem Buch geht: um die derzeitigen Vorurteile und das gesellschaftliche Stigma des Stotterns, dem gegenüber stehen der Stolz und die Bedeutung, die Stotternde ihrem Sprechen zunehmend abgewinnen.

Stottern: Stolz und Vorurteil enthält einen vielseitigen Mix aus persönlichen Essays, Kunst und Poesie mit Bezug zum Stottern. Jedes der Werke ist eigenständig und kann separat gelesen werden. Wir haben die Kapitel nach dieser Reihenfolge angeordnet: Vorurteile, Therapien und schließlich Stolz. Du kannst ganz nach Belieben immer wieder im Buch blättern und es dann wieder zur Seite legen. Das Buch stützt sich auf Theorien der Disability Studies, um ein vielschichtiges Verständnis von Stottern in der heutigen Gesellschaft zu ermöglichen. Akademische Theorien allein führen jedoch noch keine Veränderung herbei. Diese Ideen sind nur dann wertvoll, wenn sie Menschen in alltäglichen, chaotischen und schwierigen Situationen zugutekommen. Stottern: Stolz und Vorurteil ist voll von Geschichten und Erfahrungen von Menschen, die stottern und sich mit diesen Ideen auseinandersetzen. Einige davon machen Mut, einige sind schmerzlich, andere feierlich, manche erfreulich. Wieder andere sind eher praktische, persönliche Berichte darüber, wie das soziale Modell kulturelle Veränderungen vorantreiben kann, sowohl zum Wohl stotternder Menschen als auch für die Gesellschaft.

Akademische Texte sind oft mit Fachjargon und unzähligen Verweisen überladen, vor allem für Leser, für die das Thema neu ist. Wir haben versucht, das zu vermeiden und das Buch auch für all jene zugänglich zu machen, die mit der akademischen Sprache und den Disability Studies nicht vertraut sind. Aus diesem Grund haben wir uns gegen einen formellen Zitierstil entschieden, stattdessen Quellenverweise in den Text integriert und die Autoren gebeten, ihre Literaturlisten möglichst kurz zu halten. Uns waren die einzigartigen Stimmen unserer Autoren wichtig. Deshalb wurden ihre jeweiligen Schreibstile beibehalten und die Wahl der Bezeichnungen „Stotternder“ (auf Englisch „stammerer“ oder „stutterer“) oder „Person, die stottert“ („person who stammers“) respektiert.

Wir halten Kunst für unsere Botschaft unverzichtbar. Kunst lässt uns Stottern anders sehen, hören, fühlen und denken. Kunst kann die versteckten Beiklänge in unserer alltäglichen Sprache identifizieren, hinterfragen und verändern. Bildende Kunst kann dies erreichen, indem sie gänzlich auf Sprache verzichtet. Ein Bild sagt mehr als tausend Worte, eben, weil es ohne auskommt. Sprachbasierte Kunst, wie Poesie und Prosa, bedient sich zwar der Sprache, jedoch in neuer und aufregender Weise. Wir hoffen, dass die Kunstwerke in diesem Buch dabei helfen, unsere Vorurteile und Befangenheiten hervorzuheben und dabei unsere Worte und unser Denken von ihren historischen Ketten zu befreien.


Schlussgedanken

Wenn du zu denen gehörst, die zuerst die letzten Zeilen eines Buches lesen, bevor sie es kaufen, dann möchten wir deine Aufmerksamkeit auf eine Zeile in Chris‘ letztem Kapitel lenken. Er zitiert aus Walt Whitmans Gedicht „Gesang von mir selbst“ (Song of Myself):

Widersprech ich mir selbst?
Nun gut, so widersprech ich mir selbst.
(Ich bin weiträumig, enthalte Vielheit.)

Stottern lässt sich auf viele Weisen verstehen. Wir wollten mit Stottern: Stolz und Vorurteil erreichen, dass der Satz „Ich übe, mehr zu stottern“ etwas weniger absurd erscheint. Wir wollten den Menschen eine nuanciertere, positivere Möglichkeit aufzeigen, ihr Stottern zu verstehen.
Das heißt nicht, dass Stottern immer schön ist. Es kann ein Fluch sein, ein Ärgernis, ein Geschenk – und all das gleichzeitig. Die vielfältigen Stimmen in diesem Buch reflektieren das. Sie widersprechen sich gegenseitig und manchmal sogar sich selbst; sie werden wahrscheinlich auch deiner Meinung über das Stottern widersprechen. Wir laden dich jedoch ein, der Versuchung zu widerstehen, solche Widersprüche voreilig, abwehrend oder künstlich aufzulösen. Versuche stattdessen, die Spannungen, Meinungsverschiedenheiten und Widersprüche zuzulassen, die zu einem ganzheitlicheren und vollständigeren Bild dazugehören, das dieses Buch von den Erfahrungen stotternder Menschen zeichnet.


Das AutorInnenteam

Emma Alpern wuchs in Pennsylvania auf und lebt derzeit in Brooklyn, New York, wo sie im Verlagswesen tätig ist. Sie ist ein Fan von Stotter-Communitys, der Konferenz der National Stuttering Association, von Support-Gruppen sowie von Stotter-Aktivismus. Sie hat auf der Website stuttermore.tumblr.com Blogbeiträge über ihr Sprechen veröffentlicht.

Katy Bailey ist jetzt eine sehr zufriedene Stotterin. Ihr beruflicher Werdegang umfasst Tätigkeiten im Bereich psychische Gesundheit, partizipative Forschung in Disability Studies, Muttersein und danach die Rückkehr in den Bereich psychische Gesundheit. Ihr Interesse gilt dem, was wir gemeinsam in Gruppen tun und sein können. Sie interessiert sich leidenschaftlich für das Thema Peer-Support und wie Menschen dadurch Erfahrungen teilen, gemeinsam Theorien entwickeln und Wissen produzieren. Darüber hinaus arbeitet sie mit Gruppen bei Mind in Leeds. Für Katy (und die Menschen um sie herum) ist ihr Engagement für Achtsamkeit und Meditation eine große Bereicherung. Sie hat kürzlich Rudern gelernt und hält Ausschau nach Eisvögeln, während sie ihr Workout macht.

Nisar Bostan hat uns seine Biografie nie geschickt. Für diejenigen von uns, die das Vergnügen haben, Nisar zu kennen, scheint dies in gewisser Weise typisch dafür zu sein, wer er ist: ein undefinierbarer, skurriler und brillanter Mensch.

Michael Boyle ist Associate Professor im Department of Communication Sciences and Disorders an der Montclair State University. Er unterrichtet Diplomstudiengänge zu Redeflussstörungen und führt Forschungen zu psychosozialen Aspekten des Stotterns durch, wie zum Beispiel Stigmatisierung und Empowerment.

Patrick Campbell ist Stotternder und Assistenzarzt in Cambridge, England. Er interessiert sich dafür, wie öffentliches und Selbst-Stigma ineinandergreifen und eine Behinderung für Menschen, die stottern, erzeugen, und wie dieser belastende Prozess dadurch verändert werden kann, dass Stottern als etwas Positives gesehen wird. Vor Kurzem hat Patrick an 5-km-Läufen teilgenommen.

Carolyn Cheasman arbeitet seit 1979 an der City Lit, London, mit Erwachsenen, die stottern. Sie hat verinnerlichtes Stottern erlebt und bringt daher sowohl persönliche als auch berufliche Interessen in dieses Fachgebiet mit ein. Nach Abschluss einer Weiterbildung in Personal Construct Psychology und personenzentrierter Beratung absolvierte sie eine Ausbildung zur Achtsamkeitslehrerin und unterrichtet nun Achtsamkeit für Menschen, die stottern, Sprachtherapeuten und die Allgemeinheit. 2012 wurde Carolyn mit dem Clinician of Distinction Award der International Fluency Association ausgezeichnet. In den späten 1990er-Jahren begann sie, sich für das soziale Modell von Behinderung zu interessieren, und war an der Gründung von Selbsthilfegruppen bei City Lit beteiligt.

Christopher Constantino lebt mit seiner Frau Megan in Tallahassee, Florida. Er arbeitet als Sprachtherapeut und Assistenz-Professor an der Florida State University. Er unterrichtet Kurse zum Thema Beratung und Stottern und untersucht, auf welche Weise praktische Stottererfahrungen mit Kultur und Gesellschaft interagieren. Chris isst gerne Eis und stellt es selbst her. Auch fährt er gerne mit dem Fahrrad.

Rachel Everard ist spezialisierte Sprachtherapeutin, deren Entscheidung, Therapeutin zu werden, auf ihr eigenes Stottern zurückzuführen ist. Ihre Therapie-Erfahrung bei City Lit hatte einen bedeutenden Einfluss auf ihr Leben. Nach ihrem Abschluss 1996 arbeitete sie in verschiedenen Bereichen, darunter Gemeindekliniken und Regelschulen, bevor sie 2001 dem City Lit-Team beitrat. 2019 wurde sie Direktorin der British Stammering Association. Aufgrund ihrer eigenen Erfahrung mit dem Stottern ist es ihr ein Anliegen, Menschen, die stottern, zu stärken, Stottergemeinschaften zu gründen und die Öffentlichkeit über Stottern aufzuklären.

Nina G ist Comedian, professionelle Rednerin, Geschichtenerzählerin, Autorin und Pädagogin. Sie nutzt ihren Humor, um Menschen zu helfen, sich mit Behindertenkultur, Barrierefreiheit und Empowerment auseinanderzusetzen und diese zu verstehen. Nina teilt ihren Witz und ihre Weisheit mit Unternehmen, Hochschulen, bei Veranstaltungen zur Bewusstseinsbildung im Hinblick auf Gemeinschaft und Behinderung sowie in Medieninterviews. Nina ist Autorin von Stutterer Interrupted und Once Upon an Accomodation.

Doreen (Dori) Lenz Holte hat einen 23-jährigen Sohn, der stottert, und ist Autorin von Voice Unearthed: Hope, Help, and a Wake-up Call for the Parents of Children Who Stutter (www.voiceunearthed.com). Dori gefällt es, sich über die Facebookgruppe Voice Unearthed mit Eltern auf der ganzen Welt sowie mit Schülern, Berufsverbänden und Sprachtherapiegruppen zu vernetzen. Sie berät gemeinnützige Organisationen zum Thema Fördermittel, gibt Workshops zu Förderanträgen und spielt gerne Karten- und Brettspiele mit ihrer Familie. Vor Kurzem hat sie mit Stepptanz angefangen.

Kristel Kubart ist Sprachtherapeutin, sie hat eine Zerebralparese und ist Stotternde. Mit zwei Behinderungen aufzuwachsen, hatte eine große Auswirkung auf Kristels Erfahrungen in der Welt und ihren Platz darin. Sie arbeitet gerne mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen, die stottern. Kristel ist derzeit für das American Institute for Stuttering (AIS) und an öffentlichen Schulen in New York City tätig. Sie hat zahlreiche Workshops und Schulungen geleitet für Sprachtherapeuten sowie Menschen, die stottern, und deren Familien bei Organisationen wie der National Stuttering Association (NSA) und FRIENDS (The National Association for Young People Who Stutter). In ihrer Freizeit macht sie Pilates, betätigt sich künstlerisch und reist gerne. In Zukunft möchte sich Kristel stärker in der Zerebralparese-Gemeinschaft engagieren.

Grant Meredith ist Akademiker und Futurist an der School of Science, Engineering & Information Technology der Federation University Australia. Er leitet das Forschungsprogramm Applied Technologies for Empowering People for Participation in Society (TEPPS), wo er Technologien entwickelt, um Menschen, die stottern, zu stärken.

David Mitchell ist der preisgekrönte Bestsellerautor von Die tausend Herbste des Jacob de Zoet, Der dreizehnte Monat, Der Wolkenatlas, number9Dream, Chaos und Die Knochenuhren. Zweimal für den Man Booker Prize nominiert, wurde Mitchell 2007 vom TIME-Magazin zu einer der 100 einflussreichsten Personen der Welt ernannt. Gemeinsam mit KA Yoshida übersetzte Mitchell den internationalen Bestseller Warum ich euch nicht in die Augen schauen kann
aus dem Japanischen. Er lebt mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in Irland.

Mike Oliver erhielt 1975 seinen BA (Hons) in Soziologie und Sozialanthropologie an der University of Kent und 1979 seinen Doktortitel. Danach arbeitete er bis 1982 als Dozent an der Universität, bevor er Senior Lecturer für Sonderpädagogik am Avery Hill College wurde. 1991 war er der erste Professor für Disability Studies im Vereinigten Königreich an der University of Greenwich und arbeitete dort bis zu seiner Pensionierung im Jahr 2003. Mike war Mitbegründer der internationalen Zeitschrift Disability and Society und war bis zu seiner Pensionierung als Chefredakteur tätig. Er war ein international anerkannter Akademiker und politischer Kommentator, wirkte an mehreren wichtigen Studien in den Bereichen Bildung, Gesundheit und soziale Dienste mit und veröffentlichte in den vergangenen 30 Jahren zahlreiche Bücher und Artikel zu Behinderung und anderen sozialpolitischen Themen. Mike hatte zahlreiche Auftritte im nationalen und regionalen Fernsehen sowie im Radio. Er war aktives Mitglied der Behindertenbewegung und arbeitete mit zahlreichen Organisationen für Menschen mit Behinderungen zusammen. In seiner Freizeit unterstützte er Arsenal, investierte in Wettmärkte und hörte die Musik von Bob Dylan und Leonard Cohen. Mike Oliver starb am 2. März 2019. Er hinterlässt seine Frau, zwei erwachsene Kinder und zwei Enkelkinder.

Ann Packman ist Professorin für Sprachpathologie am Australian Stuttering Research Centre, University of Technology, Sydney, Australien, und arbeitet seit über 40 Jahren mit Menschen, die stottern. Sie veröffentlichte 200 Fachartikel und Bücher zum Thema Stottern. Ann ist derzeit Mitglied des Beirats der Australian Speak Easy Association und führt jedes Jahr zusammen mit den Mitgliedern Foren für Lehramtsstudierende durch, in denen diese darüber informiert werden, wie sie Kinder, die stottern, unterstützen können.

Zahari Richter doktoriert in der Anglistik mit Schwerpunkt auf zeitgenössischer amerikanischer Literatur und Medien an der George Washington University. In ihrer Freizeit beschäftigt sich Zahari mit Pokémon Go und geht gerne wandern.

Wendy Ronaldson studiert derzeit für einen BA in Bildender Kunst am University Centre Grimsby und stottert seit ihrem 5. Lebensjahr. Sie hat auf Konferenzen der British Stammering Association Vorträge gehalten und kreative Workshops mit Bezug auf Sprech- und Sprachthemen geleitet. Sie ist sehr kreativ und wendet bei ihren Kunstwerken verschiedene Techniken und Methoden an, um unterschiedliche Formen zu kreieren.

Erin Schick ist Sozialarbeiterin und lebt in New York. Ihre Arbeit konzentriert sich auf queer liberation und Gerechtigkeit für Menschen mit Behinderungen. Erin interessiert sich für Outdoor-Aktivitäten, Frauenfußball und Gesundheitspolitik.

Walter Scott ist Beamter, Fachmann für Regierungskommunikation und Mitbegründer des Defence Stammering Network. Er hat ausführlich über Stottern und gesellschaftliche Einstellungen gesprochen und geschrieben und einen Teil des Materials in einem E-Book mit dem Titel A Few Quick Words: Outspoken Thoughts on Stammering veröffentlicht. Er hat mit Forces TV an zwei Dokumentationen gearbeitet – My War with Words (2014) und Stammering: The Unspeakable Truth (2018) –, hatte einen Auftritt bei BBC 5 Live und einen TEDx-Vortrag mit dem Titel Life with a Stammer gehalten. Zu seinen Interessen zählen Elternschaft, sein Schrebergarten, Schlagzeug spielen und das Aufstöbern längst vergessener viktorianischer Maler.

Sam Simpson ist Sprachtherapeutin, personenzentrierte Beraterin (www.redefiningstammering.co.uk) und ist, gemeinsam mit Carolyn Cheasman und Rachel Everard, Herausgeberin von Stammering Therapy from the Inside: New Perspectives on Working with Young People and Adults. Sie hat ihre eigene Praxis und trägt zur Entwicklung und Durchführung der beruflichen Ausbildungsprogramme bei, die vom City Lit Sprachtherapie-Team, „intandem“ und dem Metanoia Institute angeboten werden. In ihrer Freizeit geht Sam mit ihrem Hund spazieren, singt im Chor und praktiziert Achtsamkeitsmeditation.

Joshua St. Pierre hat einen Doktortitel in Philosophie von der University of Alberta. Er ist spezialisiert in Critical Disability Theory am Schnittpunkt von zeitgenössischer politischer, feministischer und Kommunikationstheorie. Übergeordnetes Thema seiner Forschungsarbeit ist eine Kritik an der Sprechflüssigkeit. Er hat zahlreiche wissenschaftliche Abhandlungen über Sprachbehinderungen, die Geschichte der Sprachtherapie, Eugenik und feministische Theorien veröffentlicht. Joshua ist außerdem Mitbegründer des „Did I Stutter“-Projekts, einer Gemeinschaft von Aktivisten, die von und für Stotternde ins Leben gerufen wurde, damit nicht flüssiges Sprechen akzeptiert und das Bewusstsein für Diskriminierung aufgrund von Sprachbehinderungen geschärft wird.

Josh Walker studierte Medizin an der Unversity of Manchester und arbeitet als Assistenzarzt in Nordirland. Er ist Stotternder und seit mehreren Jahren in Gruppen der City Lit und der British Stammering Association (BSA) aktiv. Sein Interesse an Sozialtheorie entwickelte er während seines BA-Studiums in Global Health. In seiner Dissertation beschäftigte er sich mit den kulturellen Grenzen der modernen Psychiatrie. Er entwickelte ein besonderes Interesse an Therapieansätzen, wobei er insbesondere narrative und personenzentrierte Ansätze erforschte.

Iain Wilkie ist sachkundiger Mentor und Executive Coach und Stotternder (www.iainwilkie.com). Er nutzt seine 21-jährige Berufserfahrung als Partner in der Firma Ernst & Young (EY) dazu, stotternde Menschen bei der Entfaltung ihres Potenzials zu unterstützen. Iain ist Gründer des EY Stammering Network, des UK Employers Stammering Network und von 50 Million Voices. Er mag Outdoor-Aktivitäten wie Wandern und Radfahren, schaut Rugby und singt im Chor.

Sarah Wilkinson ist Musikerin, Pädagogin und Autorin und kommt aus West Yorkshire. Sie ist Stotternde. 2018 veröffentlichte sie ihr erstes Kinderbuch „All in a Day“ und arbeitet an weiteren Veröffentlichungen für Kinder und Erwachsene.

Elizabeth Wislar ist Stotternde und Lehrerin für Schüler mit Behinderungen. Mit ihrem Mann, ihrer Tochter und vielen Haustieren lebt sie in Athens, Georgia, USA. Zu ihren Hobbys gehören Laufen, Kochen, Zeichnen, Lesen und Schreiben. Sie leitet den Ortsverband der Athens National Stuttering Association und betreibt einen Blog über ihre Erfahrungen als Lehrerin, die stottert (https://thestutteringteacher.wordpress.com/). Sie ist davon überzeugt, dass Menschen mit Behinderungen Gleichberechtigung verdienen und betrachtet ihr Stottern als Stärke und Bereicherung.


Das Übersetzungsteam

Armin Bings, Logopäde (B.Sc.) und Mitglied der ivs (Interdisziplinäre Vereinigung der Stottertherapeuten e.V.), des CESS-Netzwerks (Certified European Stuttering Specialists) und der BVSS (Bundesvereinigung Stottern & Selbsthilfe e.V.).
Seit 1999 in einer Gemeinschaftspraxis selbständig tätig.

Robert Errington, M.A. und TESOL (Teachers of English to Speakers of Other Languages), Stotterer, Autor und Lehrer.
Gebürtiger Engländer, lebt seit 2015 in Deutschland.

Marion Gieseke, staatlich geprüfte und beeidigte Übersetzerin und VHS-Kursleiterin für Englisch.
Sie übersetzt auch aus dem Französischen und Niederländischen.

Volker Schiffermann, Logopäde und Mitglied bei der ivs, sowie der BVSS. Selbstständig tätig in logopädischer Praxis in Köln.

Jannik Zeiser, engagiert sich seit 2019 bei FLOW (Junge Selbsthilfe bei Stottern) und der BVSS, lebt in Hannover. Promovierter Philosoph und beruflich als Ethikberater und im Wissenschaftsmanagement tätig.

Reaktionen zum Buch

„Das Buch ist eine wunderbare Unterstützung für uns Therapeut.innen, die wir zum Ziel haben, dass unsere Patienten lernen, ihr Stottern vollkommen zu akzeptieren und denen wir vermitteln wollen: Es kann und darf nicht sein, dass ein Teil deiner Selbst, nämlich einfach nur deine Art zu sprechen, verhindert, stolz auf dich selbst sein zu können!“

„Wir erarbeiten mit unseren Patienten, selbstsicher und voller Selbstverständnis zu stottern. Dieses Selbstverständnis überträgt sich hoffentlich irgendwann einmal in die Gesellschaft - dafür ist euer Buch ein sehr guter support.“

Carina Sandkamp-Nobbe, Logopädin
(in einer Zoom-Konferenz im Internet vom 11.09.2025)