Rezensionen und Meinungen
Liebe Marion,
... Ich bin richtig angetan, ja, begeistert. GUT, dass Du nicht nur trockene Protokolle oder Abschriften angefertigt hast, sondern mit den Beschreibungen zwischendurch nicht nur für Auflockerung gesorgt hast, sondern uns auch die Menschen über ihre Worte hinaus hast lebendig werden lassen mit ihren kleinen Eigenheiten oder auch Widersprüchen - ohne sie dabei bloßzustellen. Alles wird so anschaulich dadurch, im wahrsten Sinne des Wortes. Ich war oft berührt, ja, gerührt beim Lesen: Ach, wäre das früher bei mir doch auch so gewesen, solche Eltern, solche Therapeuten! Ich finde die Texte einfach spannend, sie fesseln mich, geben immer wieder Stoff zum Nachdenken. Dabei habe ich ja selbst kein stotterndes Kind. Wie mag das dann erst für Eltern stotternder Kinder sein! Ein wichtiges, ein gutes Buch. Ganz besonders berührend fand ich das Gespräch mit dem stotternden Vater, "Ein stotterndes Kind sollte möglichst normal behandelt werden." Kann man das nicht im Kieselstein bringen? Als eine Art Vorabdruck, als Werbung, das Buch zu kaufen, nicht nur für Eltern und Logopäden, sondern auch für Leute wie mich selbst. Gerade dieses Gespräch verbindet ja die Sorge für das Kind mit Selbstreflexion und biografischer Rückschau.
Also, Glückwunsch, Marion!
Gerd Riese, Witten
aus: Das Internetportal www.familien-in-niedersachsen.de (www.familien-mit-zukunft.de) ist ein Projekt des Niedersächsischen Ministeriums für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung.
www.familien-mit-zukunft.de
... Dieses Buch schildert das Thema aus der Perspektive der Eltern. Mütter und Väter aus acht betroffenen Familien erzählen, wie sie mit "typischen" Situationen umgegangen sind und welche Erfahrungen sie gemacht haben. Was sie heute anders machen würden und was ihnen und ihrem Kind geholfen hat. Ergänzende, informative Texte greifen einzelne Themenbereiche aus den Gesprächen auf. Im Anhang gibt es Empfehlungen für weitere Literatur und entsprechende Anlaufstellen.
aus: Praxis Sprache, Fachzeitschrift für Sprachheilpädagogik, Sprachtherapie und Sprachförderung
61. Jahrgang, Oktober 2016
... Die Elterninterviews, die Marion Stelter geführt hat, zeigen mannigfache Schwierigkeiten und Widerstände, welche die Eltern zu durchleben hatten, bevor sie zu einer entspannten und zielführenden Lebensweise mit dem Stottern finden konnten. Ihre Antworten spiegeln Momente diverser Emotionen wider wie Ängste, Wünsche, Schmerz, Hoffnung und schließlich auch Stolz auf das Erreichte und darauf, wie ihre Kinder mit dem Handicap umzugehen gelernt haben.
... Wie die Interviews verdeutlichen, benötigen die Eltern diese gezielte Aufklärung auch, um als Experten fungieren zu können in der Darstellung des Störbildes gegenüber den meist unkundigen ErzieherInnen, Lehrkräften und im privaten Freundes- und Verwandtenkreis. Denn sie sehen sich permanent mit gleichgültiger, abweisender bis negativer Einstellung zahlreicher Mitmenschen und ebenso schulischer Institutionen den Stotternden gegenüber konfrontiert und müssen Überzeugungsarbeit leisten.
Die Regelschulen zeigen ein differentes Verhalten gegenüber dem kindlichen Stottern: vom häufigen Leugnen des Stotterns im Unterricht (als Fehleinschätzung der kindlichen Vermeidungsstrategien) über formale Fehler/ Unsicherheiten beim Nachteilsausgleich bis hin zu der einmaligen Nennung eines autodidaktischen Informierens einer Lehrkraft über das Störbild (siehe auch: Thum 2011 im Ratgeber für Lehrerinnen und Lehrer). Beschämend für RegelschulpädagogInnen empfindet die Rezensentin das Urteil einer betroffenen Mutter: „Die Lehrer akzeptieren das Stottern zwar, aber sie wissen nichts darüber. Scheinbar sind sie an Informationen nicht sehr interessiert“ (S. 91). Manche Interviewten wählen auch wesentlich deutlichere Worte!
... “Glücklicherweise leben wir in einer Zeit, in der Behinderungen jeglicher Art im Zeichen der Inklusion thematisiert und kein Tabu mehr sein müssen“ (S. 86), heißt es seitens der Verfasserin Marion Stelter als selbst Stotternde. Schaut man aber auf das Verhalten von ErzieherInnen und RegelschulpädagogInnen, so erscheint der Wille zur fachkundigen Weiterbildung, zur Kompetenz- statt zur Defizitorientierung in Regelkindergärten und -schulen um Jahre hinter den curricularen Forderungen her zu hinken. Da bleibt noch sehr viel Überzeugungsarbeit durch die betroffenen Eltern zu leisten!
Der vorliegende Ratgeber mit seiner Doppelstrategie, nämlich der Vermittlung von Fachinformationen einerseits und der Vorstellung von Erfahrungen betroffener Familien andererseits, lohnt die Anschaffung und zeigt Wege zu mehr Gelassenheit, Mut und Akzeptanz bezüglich des kindlichen Stotterns auf.
Dr. Birgit Jackel, Biebergemünd
aus: Forum Logopädie, Heft 6, November 2014
... Auch über Emotionen, die aus den eigenen Erfahrungen und Situationen resultieren, wird sehr einfühlsam berichtet. Marion Stelter gelingt es, Gefühle wie Stolz, Trauer, Angst oder Wut dem Leser nachempfindbar zu vermitteln, sodass man sich sehr gut in die Situationen und Emotionen hineinversetzen kann.
... Das Buch ist sehr verständlich, interessant und mitreißend geschrieben und liest sich mit einer Leichtigkeit, die man oft nicht von Fachliteratur gewohnt ist. Das Layout des Buches ist sehr übersichtlich gehalten und bietet dem Leser viele einprägsame Schemata und Zeichnungen.
Gerade für die Elternberatung in der Therapie stotternder Kinder, aber auch zur Aufklärung und emotionalen Unterstützung betroffener Eltern ist dieses Buch ein wirklicher Gewinn für jede Stottertherapeutin.
Yvonne Couderc, Aachen