Autorin
Petra Şaşmaz M.A,.ist studierte Orientalistin und arbeitet hauptberuflich als Dolmetscherin und Übersetzerin für die türkische und kurdische Sprache. Bei der Bewältigung ihres eigenen Stotterns war für sie das Lernen exotischer Sprachen eine große Hilfe. Sie ist Moderatorin im BVSS-Forum und seit 2015 beratend beim Aufbau der Stotterer-Selbsthilfe in der Türkei tätig. Als passionierte Reiterin kennt sie sich gut mit Pferden aus.
Warum ich die „Rike“- Bücher geschrieben habe
Vielleicht kennt ihr schon das Buch „Rike oder ein nicht ganz gewöhnlicher Sommer“; dann werdet ihr jetzt vielleicht gespannt sein auf „Rike oder das Gestüt am Waldrand“, das ich auf Wunsch vieler Leser*innen, die unbedingt wissen wollten, wie es weitergeht, geschrieben habe.
Wie aber kommt man darauf, ein so „normales“ Buch mit einer stotternden Heldin zu schreiben?
Die Intention, die ich dabei verfolgt habe, war folgende:
Haben Eltern ein stotterndes Kind, so machen sie sich auf die Suche nach Literatur zum Thema Stottern und finden u.a. beim Demosthenes-Verlag eine Reihe von informativen Bilder- und Kinderbüchern sowie Ratgebern für Eltern.
Im Fokus steht das stotternde Kind, für das das Buch hilfreich sein soll.
Wenn jedoch der Demosthenes-Verlag und die engagierten Mitglieder der Selbsthilfe diese Bücher nicht an Bibliotheken, Schulbüchereien und Kindergärten verteilen würden, so würde kaum jemand, der mit Stottern nichts zu tun hat, gezielt nach einem solchen Buch suchen. Und wenn es nicht Lesungen in Schulen gäbe bzw. Erzieherinnen - meistens veranlasst durch ein stotterndes Kind - aus den Büchern vorlesen würden, so würden die Bücher kaum Beachtung finden.
Mit Rike wollte ich einen anderen Fokus setzen: Kleinere und größere Mädchen kann man mit dem Thema Pferde fast immer begeistern. Eine Geschichte, die spannend geschrieben ist und die Sehnsüchte der Mädchen bedient, stößt fast immer auf fruchtbaren Boden. Somit ist es die - auch ohne das Thema Stottern - spannende Geschichte, die die Leser*innen zur Stange hält.
Das Thema Stottern, das für das Leben von Rike eine nicht unbedeutende Rolle spielt und für sie auch im Laufe des Buches mit vielen neuen Erkenntnissen verbunden ist, ist dabei nur der zweite Handlungsstrang.
Im Blick hatte ich dabei beide Lesergruppen: nicht stotternde Jugendliche, die durch eine spannende Geschichte zwanglos mit einer Thematik vertraut gemacht werden sollen, die ihnen im Leben sicher irgendwann begegnen wird oder bereits begegnet ist, ebenso wie die Lesergruppe stotternder Mädchen, für die es bislang noch kaum Literatur gibt, da Stottern als überwiegend „männliches Problem“ für die Lesergruppe der jungen Mädchen kaum thematisiert wird.
Eine nicht stotternde Leser*in erfährt durch die Rike-Bücher, dass auch ein stotterndes Mädchen dieselben Wünsche und Träume hat wie jede andere Jugendliche, lernt jedoch auch die Ängste und Sorgen, die mit dieser rätselhaften Störung Stottern verbunden sind, kennen und kann Empathie entwickeln für den sehr wahrscheinlichen Fall, irgendwann einmal einem stotternden Menschen zu begegnen.
Eine stotternde Leser*in kann sich mit Rike, die am Ende zu einer gefeierten Heldin wird, identifizieren und feststellen, dass sie das Stottern gegenüber den übrigen Jugendlichen nicht abwertet, und dass es ihre Intelligenz, ihr Können und ihre Hartnäckigkeit sind, durch die sie ihren Platz in ihrer Peergroup findet. Gleichzeitig kann sie von all den Informationen, die Rike von ihrem engen Freund Enzo über Stottertherapien, einen offenen und gesunden Umgang mit dem Stottern und viele Details zum Thema mehr erfährt, profitieren.
Damit schlage ich zwei Fliegen mit einer Klappe und hoffe, eure Neugier erregt zu haben, falls ihr die Bücher noch nicht kennt.
Gerne nehme ich euer Feedback und eure Anregungen über petra.sasmaz@outlook.de entgegen oder freue mich über einen Besuch auf meiner Facebook-Seite „Rike’s Freunde“.
Petra Şaşmaz