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Thilo Müller (Hrsg.): Kein Berg ohne Täler

ab 9,50 €

inkl. MwSt. zzgl. Versand

Beschreibung

Thilo Müller (Hrsg.)

Kein Berg ohne Täler

Rückschläge in der Stottertherapie neu bewerten und nutzen

Demosthenes-Verlag, Köln, 2016, 190 Seiten

Normalpreis: 12,50 € | BVSS-Mitglieder: 9,50 €
Preis = Schutzgebühr

ISBN 978-3-921897-82-9


Ein Großteil aller Stotternden hat nach erfolgreicher Therapie bereits einen oder mehrere Rückfälle erlebt. Oftmals fühlen sich Betroffene in so einer Situation allein und ratlos, aber auch Angehörige und Therapeuten sehen sich häufig mit vielen Fragen konfrontiert. Bin ich schuld? Hätte ich etwas anders oder besser machen können? Wie geht es jetzt weiter? Ist eine andere Therapiemethode vielleicht besser oder muss man sich mit seinem Stottern einfach abfinden?

Dieses Buch gibt Antworten auf diese und viele weitere Fragen zum Thema Stottertherapie und Rückschläge. Geschrieben von Stotternden und TherapeutInnen richtet es sich an alle, die sich für das Thema Stottern und Rückfall interessieren. Es klärt auf, macht Mut und beschreibt alltags- und praxistaugliche Wege, wie Rückfälle möglichst vermieden oder effektiv aufgefangen und verarbeitet werden können.

– Ein Ratgeber für Betroffene und TherapeutInnen –


>> BLICK ins BUCH <<


Einleitende Gedanken

Von Zeitbomben und Bruchlandungen

„Ich habe quasi schon sämtliche Therapieformen ausprobiert, und obwohl ich immer versucht habe, mich voll reinzuhängen, bin ich immer gescheitert.“

Dieser Satz war die Antwort auf die Frage meines letzten Therapeuten, ob ich wirklich daran glaube oder eher „nur“ hoffe, in Sachen Stottern doch noch eine positive (und dauerhafte) Veränderung erreichen zu können.

Wirklich beantworten wollte ich die Frage damals nicht, denn mein Glaube war nicht allzu groß, von der Hoffnung ganz zu schweigen. In den zahllosen Therapien, die ich in meiner Kindheit und Jugend durchlaufen habe, hatte ich nach vielen anfänglichen Erfolgen immer wieder Rückschläge, unzählige Frustmomente und Niederlagen erlebt. Die Therapeuten waren im besten Falle meist genauso rat- und hilflos wie ich. Nur wenige konnten mich aus meiner Enttäuschung wieder herausholen und mir neuen Mut geben. Im schlechtesten Falle haben sie es geschafft, mich mit ungerechtfertigten Vorwürfen („Du hast eben zu wenig geübt!“) oder sinnlosen Durchhalteparolen à la „Du muss nur gut und lange genug die Technik anwenden, dann geht es dir auch wieder besser!“ noch tiefer ins Tal hinabzustürzen.
Anstatt meine ohnehin schon vorhandenen Schuldgefühle und Selbstvorwürfe noch zu verstärken, hätten sie mir lieber beibringen sollen, wie ich mit einem Rückfall konstruktiv umgehen kann. Wie ich mich aus dem Loch herausarbeiten kann, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben und ohne gleich wieder nach dem neuesten und vermeintlich besten Behandlungskonzept Ausschau halten zu müssen („denn weiter zu stottern geht ja mal gar nicht ...“). Oder vielleicht hätten sie mir sagen und selbst erkennen müssen, dass zu hoch angesetzte Erwartungen und völlig unrealistische Therapieziele (z.B. immer und zu jeder Zeit absolut flüssig sprechen zu können) wie eine Zeitbombe wirken, es also nur eine Frage der Zeit ist, bis der hart erarbeitete Höhenflug wieder in einer sprachlichen und persönlichen Bruchlandung enden wird.
Der Gedanke „Schon wieder ein Rückfall!“ war für mich in Ermangelung einer passenden Bewältigungsstrategie stets verbunden mit der bitteren Erkenntnis des Versagens. Was kann es auch anderes sein, wenn starkes Stottern wieder durchkommt, die gelernte Technik nicht mehr funktioniert oder die altbekannten und zermürbenden Gefühle von Angst und Peinlichkeit in einem aufsteigen, wenn das Telefon klingelt und man sich wünscht, es wäre jemand da, der einem das bevorstehende Gespräch abnehmen könnte? Wichtige Ereignisse im Leben eines Menschen werden im Gehirn nicht als bewusste Erinnerung abgespeichert sondern als spezifische Emotion. (Immer wiederkehrende) Rückfallerlebnisse können beim Stotternden demnach starke negative Gefühle hervorrufen, mit denen er sich auseinandersetzen muss. Das ist keine leichte Aufgabe – insbesondere wenn man darauf nicht vorbereitet ist und/oder nicht gelernt hat, damit umzugehen.
Unzählige (wahrscheinlich alle?) Stotternde haben schon einmal ähnliche Erfahrungen gemacht und mehr oder weniger schmerzlich erlebt, dass es nach einer erfolgreichen Therapie auch wieder bergab gehen kann. Und auch Menschen, die mit einer anderen (evtl. unheilbaren) Problematik zu kämpfen haben, kennen den Zustand oder das Gefühl des „Zurückgefallen-Seins“ nur allzu gut.
Heute gelingt es mir, offen und konstruktiv mit den Berg- und Talfahrten umzugehen, die mit meiner eigenen Symptomatik einhergehen. Wie alle Stotternden bin ich vor Rückschlägen nicht gänzlich gefeit, muss mich ihnen stellen und mir überlegen, wie ich mit ihnen umgehe. Dabei lerne ich auch immer wieder etwas dazu, denn nicht jede negative Entwicklung in Sachen Stottern läuft gleich ab oder muss zwangsweise in einem schweren Rückfall enden.
Als die BVSS mit der Idee für ein Buchprojekt zu diesem Themenbereich an mich herantrat, habe ich mir die Frage gestellt: „Wenn ich einen Rückfall hätte, würde ich dann so ein Buch lesen? Würde ich einem stotternden Patienten, seinen Angehörigen oder einer stotternden Freundin empfehlen, dieses Buch zu lesen?“ Ich selbst war zu Anfang sehr skeptisch, auch weil einige meiner Freunde und Kollegen, denen ich von diesem Projekt erzählte, ähnliche Überlegungen anstellten.

Heute fällt es mir sehr leicht, derartige Fragen zu beantworten. Denn das, was die insgesamt 18 Fachleute – Therapeuten, Ärzte, Forscher und insbesondere auch Stotternde – zu diesem Buch beigesteuert haben, ist keine Ansammlung von stumpfen Mutmach-Parolen und anderer Schönrederei. Vielmehr widmen sich die Autoren dem Thema „Stottern und Rückfall“ aus ganz verschiedenen Blickwinkeln: Einige berichten von ihren therapeutischen Erfahrungen und beschreiben die Rückfälle ihrer Patienten, andere wiederum geben konkrete Hilfestellungen und berichten davon, was ihnen persönlich am besten aus einem Tief herausgeholfen hat.
Welche Faktoren können zur Entstehung von Rückfällen beitragen? Gibt es Aspekte, die sich immer wieder beobachten lassen? Spielt der eine oder andere Faktor für mich persönlich auch eine Rolle? Was heißt das jetzt für mich? Wie sieht die Studienlage bezüglich Rückfällen aus? Bin ich schuld? Hätte ich mehr tun können oder hat mein Therapeut mich schlecht beraten? Warum funktioniert meine Technik nicht (mehr)? Geht es nur mir so? Habe ich überhaupt schon einen Rückfall oder bin ich grade nur schlecht drauf? Wenn ich (wieder) einen Rückfall habe, was nun? (1) Mich selbst herausarbeiten oder (2) Hilfe holen? Wenn (1), wie? Wenn (2), wo und bei wem?
Ich würde ja nochmal eine Therapie machen, will aber nicht schon wieder enttäuscht werden. Wie kann ich seriöse von unseriösen Therapeuten unterscheiden? Oder reicht schon ein Besuch in der Selbsthilfegruppe? Was bringt mir die eigentlich? Welche Ziele will ich in Sachen Stottern überhaupt erreichen? Oder aus Therapeutensicht: Habe ich meinen Patienten gut auf Rückfälle vorbereitet? Habe ich ihm die richtigen Techniken vermittelt? Waren meine Ansprüche an ihn zu hoch oder strengt er sich nur nicht richtig an? Soll ich die Therapie beenden/abbrechen/aussetzen? Kommt ein Kollege vielleicht besser mit dem Fall zurecht?

Eine oder mehrere dieser Fragen hat sich vermutlich jeder Stotternde, Angehörige oder Therapeut im Laufe seines Lebens gestellt. Obwohl das Thema „Stottern und Rückfall“ im Grunde also sehr präsent in den Köpfen aller Beteiligten ist, wird erstaunlich wenig darüber geschrieben oder diskutiert. Dieses Buch möchte deshalb dazu anregen, mitzudiskutieren und sich Gedanken dazu zu machen – vielleicht erhalten Sie sogar ein paar Antworten auf einige Ihrer Fragen. Es möchte Sie in der Auseinandersetzung mit dem Stottern begleiten, egal ob Sie persönlich oder beruflich damit zu tun haben. Es möchte darüber hinaus vor häufigen Fallstricken in der Therapie warnen und Wege aus dem Rückfall aufzeigen. Vor allem aber soll dieses Buch Stotternden Mut machen und Anregungen dazu geben, sich nochmal aufzuraffen. Vielleicht haben Sie nach der Lektüre ganz neue Ideen, wie Sie mit Ihren Berg- und Talfahrten umgehen können. Vielleicht kommen Sie zu dem Entschluss, wieder Kontakt zu Ihrem letzten Therapeuten aufzunehmen – diesmal mit einer anderen (evtl. realistischeren oder klareren) Zielsetzung – oder Sie informieren sich über Therapieverfahren, die Sie selbst bisher noch nicht kennengelernt haben.

Ganz egal welchen Weg Sie einschlagen, ich kann Sie nur darin bestärken, den Versuch zu wagen. Es lohnt sich allemal!

Thilo Müller


Über den Herausgeber

Thilo Müller, akad. Sprachtherapeut (M.A.), stottert selbst und beschäftigt sich theoretisch wie praktisch schwerpunktmäßig mit Stottern bei Jugendlichen und Erwachsenen. Er arbeitet hauptberuflich in der LVR-Klinik Bonn, wo er Stotternde ab 14 Jahren im Rahmen der Bonner Stottertherapie intensiv-therapeutisch betreut. Darüber hinaus gibt er Fortbildungen und Workshops zum Thema Stottern und ist außerdem für die ProLog Therapie- und Lernmittel GmbH tätig.

Die Autoren und Autorinnen

Juliane Axt, 1984 geboren, ist Logopädin, zertifizierte Stottertherapeutin (ivs) und Sprechwissenschaftlerin (M.A.). Sie arbeitet in einer logopädischen Praxis in Halle und behandelt dort die Störungsbilder Stottern, Stimmstörungen, Aphasien und Sprachentwicklungsverzögerungen. Als Mitglied der örtlichen Stotterer-Selbsthilfegruppe Halle ist sie unter anderem Ansprechpartnerin für therapeutische Fragen.

Dr. Bert Bast hat einen Doktorgrad in Immunologie und ist seit einigen Jahren pensioniert. Er ist selbst Stotternder. Zuletzt war er Lehrbeauftragter und Leiter des klinischen Laboratoriums für Immunologie am University Medical Center Utrecht. Er ist Vorsitzender des gemeinsamen wissenschaftlichen Komitees des niederländischen Stotterverbandes (Klienten: Demosthenes, Experten: NVST), Vorsitzender der gemeinsamen Organisation für Öffentlichkeitsarbeit (NFS), ehemaliger Vorsitzender des wissenschaftlichen Programm-Komitees auf dem letzten ISA-Weltkongress (Lunteren, NL) 2013, er ist Schriftführer im Vorstand von ISA und ist vor Kurzem dem wissenschaftlichen Komitee von IFA beigetreten.

Dorothea Beckmann arbeitet als Logopädin in freier Praxis mit den Schwerpunkten Stimm- und Stottertherapie sowie als Dozentin in der Fort- und Weiterbildung für Erwachsene. Sie hat an einigen Publikationen der Bundesvereinigung Stottern & Selbsthilfe mitgewirkt (unter anderem „Tipps zur Therapeutensuche“ und DVD „Mitten im Leben“), war lange Zeit Referentin in der Jugendarbeit der BVSS und gibt Seminare für Stottertherapeuten und Betroffene. Dorothea Beckmann stottert selbst.

Dr. Stephen Crawcour ist promovierter Psychologe und von Stottern betroffen. Im Rahmen seiner Ausbildung zum psychologischen Psychotherapeuten, behandelt er zurzeit unter Supervision ambulante Patienten an der Institutsambulanz und Tagesklinik der TU Dresden. Er arbeitet außerdem als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Koordination des Projektes „Sopho-Prax“ zur sozialen Phobie und führt eine eigene Therapiestudie zum Thema „Stottern und soziale Angst“ durch.

Sven Döring arbeitet seit Abschluss seines Studiums der Sportwissenschaften im Jahr 2000 im Bereich der Rehabilitation & Sporttherapie. Seit 2007 ist er als Lehrer in einer Förderschule in Radeberg tätig. 2009 absolvierte er die Bonner Stottertherapie und gründete danach im Herbst 2010 das „Projekt Sprechzeit“. Außerdem beschäftigt sich Sven Döring mit den Themen Lernen, Achtsamkeit, Kommunikation und Vipassana-Meditation.

Susanne Gehrer ist Lehrlogopädin am Universitätsklinikum Ulm und spezialisiert auf Redeflussstörungen sowie Referentin und Seminarleiterin für Stottern, Poltern, Gesprächsführung und Elternberatung. Sie arbeitet außerdem als Gastdozentin an Hochschulen in der Schweiz, an der Universität München und an der Hochschule Idstein. Sie ist zertifizierte Stottertherapeutin (ivs), NLP-Master und ausgebildet in klientenzentrierter und hypnotherapeutischer Gesprächsführung.

Vivian Herzog wollte sich eigentlich nie an einen Verein binden, wurde aber im Sommer 2014 reingeschubst und blieb. Ein paar Monate später überwand sie ihre Scheu vor Gruppen und leitet seit November 2014 das Sprechtraining von MuSe e.V. mit. In ihrer Freizeit widmet sich Vivian der Kunst: Sie malt Bilder, schreibt Kurzgeschichten und ist leidenschaftliche Testleserin. Durch die Arbeit im Verein ist der 28-Jährigen bewusst geworden: Kunst machen ist toll. Künstler fördern noch mehr.

Hans-Jürgen Kellner, Diplom-Psychologe, Studium in Berlin (FU) und Hamburg, Ausbildung in klientenzentrierter Gesprächspsychotherapie, Fortbildungen in multimodaler und kognitiver Verhaltenstherapie und Grundlagen der Hypnotherapie. Approbation als psychologischer Psychotherapeut. Mit den Aufgaben der Diagnostik, Beratung und Therapie stotternder Erwachsener beschäftigt, als wissenschaftlicher Mitarbeiter von 1972 bis 2003 in der Phoniatrischen Abteilung (später Klinik) im Hamburger Universitätsklinikum Eppendorf. Fachliche Orientierung an Wendlandt, Sheehan, Van Riper, Ellis, A. Lazarus und Grawe. Arbeitsschwerpunkt: Erprobung und Überprüfung der Wirkung der Stottertherapie nach Van Riper.

Marc Knepper stottert selbst und ist technischer Assistent für Informatik (Softwaretechnik) sowie geprüfter Webmaster mit eigenem Entwicklerstudio (Knepptec). Neben seinem Engagement für den Verein MuSe beschäftigt er sich seit jeher mit Webdesign, Programmierung, Online- Marketing und Fotografie.

Thilo Müller, akad. Sprachtherapeut (M.A.), stottert selbst und beschäftigt sich theoretisch wie praktisch schwerpunktmäßig mit Stottern bei Jugendlichen und Erwachsenen. Er arbeitet hauptberuflich in der LVR-Klinik Bonn, wo er Stotternde ab 14 Jahren im Rahmen der Bonner Stottertherapie intensiv-therapeutisch betreut. Darüber hinaus gibt er Fortbildungen zum Thema Stottern und ist außerdem für die ProLog Therapie- und Lernmittel GmbH tätig.

Holger Prüß hat sich als selbst betroffener Sprachheilpädagoge seit jeher auf die Therapie des Stotterns spezialisiert. Seit 1989 ist er für die stationäre Therapie jugendlicher und erwachsener Stotternder in der LVR-Klinik Bonn zuständig. Er entwickelte das Konzept der Bonner Stottertherapie, das durch eine Vielzahl von Vorträgen und Fortbildungen auch im ambulanten Rahmen weite Verbreitung findet.

Doris Reifarth, Jahrgang 1965, ist von Beruf Krankenschwester und selbst Stotternde. Sie ist seit vielen Jahren in der Stotterer-Selbsthilfe aktiv. Für die Mitgliederzeitschrift der Bundesvereinigung Stottern & Selbsthilfe „Der Kieselstein“ rezensiert sie regelmäßig Neuerscheinungen zum Thema Stottern. In ihrer örtlichen Selbsthilfegruppe war sie mehrere Jahre Vorsitzende und engagiert sich dort in der Öffentlichkeitsarbeit für den Bereich „Stottern und Schule“.

Robert Richter, Logopäde und zertifizierter Stottertherapeut (ivs), arbeitet seit mehreren Jahren intensiv auf dem Gebiet der Stottertherapie in Leipzig. Gemeinsam mit Andreas Starke führt er die „Viermalfünf“ Intensive Intervalltherapie Stottern für Jugendliche und Erwachsene durch. Er absolvierte eine Beraterausbildung im Bereich Psychotraumatologie (Traumainstitut Leipzig) und erhielt Lehraufträge zum Thema Stottern/Poltern im Rahmen der Logopädenausbildung sowie der Lehrerfortbildung an der UNI Leipzig.

Prof. Dr. Martin Sommer ist geschäftsführender Oberarzt an der Universität Göttingen und Vorsitzender der Bundesvereinigung Stottern & Selbsthilfe. Nach dem Studium in Aachen und Toulouse war er Forschungsstipendiat am National Institutes of Health, Bethesda, Maryland. Seither ist er in der Klinik für Klinische Neurophysiologie, Universitätsmedizin Göttingen, tätig und war zwischenzeitlich zu Forschungsaufenthalten in Hamburg und London. Sein klinischer und Forschungsschwerpunkt ist die (Patho-)Physiologie von Bewegungen, insbesondere der Parkinson-Krankheit und Dystonie. Sein Spezialgebiet ist die Erforschung neurologischer Korrelate des Stotterns mit bildgebenden und neurophysiologischen Methoden.

Andreas Starke, 1944 geboren, Dipl.-Math., ist Mitbegründer der Stotterer-Selbsthilfe in Deutschland. Er studierte Sprech- und Sprachpathologie in den USA an der Western Michigan University und ist zur Führung der Berufsbezeichnung „Logopäde“ berechtigt. Er übersetzte aus dem Amerikanischen unter anderem Van Ripers „Die Behandlung des Stotterns“ (Treatment of Stuttering). Seit 1987 führt er Gruppentherapien mit stotternden Jugendlichen und Erwachsenen unter der Bezeichnung „Viermalfünf“ durch.

Prof. Dr. Wolfgang Wendlandt lehrte und forschte fast 30 Jahre lang als Professor für Psychologie (Beratung und Therapie). Zurzeit ist er als Psychotherapeut in eigener Praxis und als Supervisor, Coach und Dozent in unterschiedlichen Feldern der psychosozialen Arbeit tätig. Durch zahlreiche Vorträge, Workshops, Fachartikel und Bücher hat er die Entwicklung der Selbsthilfe und Therapie des Stotterns im deutschen Sprachraum maßgeblich geprägt. Er integriert seit Jahren immer wieder unterschiedliche kreative Methoden aus der Psychotherapie, der Theaterpädagogik und der improvisierten Musik in seine professionellen und ehrenamtlichen Tätigkeiten. Zurzeit engagiert er sich – neben der Unterstützung stotternder Menschen – als Leiter, Schauspieler und Musiker in zwei Improvisationsensembles (Playbacktheater) für Krebsbetroffene und Flüchtlinge.

Martina Wiesmann, Logopädin und selbst Betroffene, arbeitet seit 1997 in freier Praxis mit den Schwerpunkten Sprachentwicklungsstörungen und Stottertherapie bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen. Sie ist langjähriges Mitglied der Bundesvereinigung Stottern & Selbsthilfe (BVSS) und engagiert sich seit 2011 im Bundesvorstand der BVSS. Eine weitere Tätigkeit ist die telefonische Fachberatung Betroffener und Angehöriger, die sie seit vielen Jahren für die BVSS durchführt.

Hartmut Zückner studierte Germanistik und absolvierte nach mehrjähriger Lehrertätigkeit die Ausbildung zum Logopäden an der Lehranstalt für Logopädie des Universitätsklinikums in Aachen. Aktuell ist er Lehrlogopäde an der Schule für Logopädie in Aachen für die Bereiche Stottern, Poltern und Beratung. Er ist außerdem Lehrbeauftragter für Redeflussstörungen im Studiengang Lehr- und Forschungslogopädie an der RWTH Aachen. Darüber hinaus hat er die IMSTherapie aus dem Van Riper/Sheehan-Therapiekonzept entwickelt und behandelt stotternde Patienten in ambulanter Einzel- und Gruppentherapie.


Rezensionen und Meinungen

aus: Der Kieselstein, Heft 4, November 2016, Nachtrag Internet, Forum der Bundesvereinigung Stottern & Selbsthilfe e.V.
Zeitschrift des Deutschen Bundesverbandes für Logopädie e.V.

... Was ist das „Treffende“ an diesem Buch? Eben dass es das Thema „Rückfall“ behandelt, also das, was man erlebt, wenn man schon weit gegangen ist mit seinem Stottern, wenn man schon Therapien gemacht und Erfolge hatte, also schon ein „Gefühl von Erlösung“ im Sprechen erlebt hat – und es dann wieder verliert. Das Buch spricht über die Gefühle von Enttäuschung, von Scham, von Versagen und Scheitern, von Wut und Hilflosigkeit und von der Ohnmacht, die umso schmerzlicher ist, wenn man beim Sprechen schon mal „mächtig“ war. Damit holt es Leute wie mich – und ich vermute, dass es davon nicht wenige gibt – genau da ab, wo man bisher wieder mehr oder weniger allein war. Natürlich geht man in den Selbst-hilfegruppen den stotternden Weg mit vielen anderen, aber die bohrenden Fragen „Warum geht es nicht mehr...“ und „Was kann ich denn tun, um wieder...“ kommen dort nach meiner Erfahrung selten zur Sprache. Die Not, die aus dem Gefühl von Scheitern kommt, wird da neben den vielseitigen (und an sich sehr wertvollen!) Ermutigungen nicht direkt thematisiert; so behaupte ich, vielleicht erleben es andere anders? Das Buch „Kein Berg ohne Täler“ richtet den Fokus genau auf dieses „Es ging doch mal und jetzt geht es nicht mehr...“ Damit hebt es ein Problem ans Licht, das bisher im Schatten stand, unter Betroffenen wie auch in der Fachdiskussion. Die Stärke des Buches besteht darin, dass nicht weniger als achtzehn Autoren und Autorinnen das Thema „Rückfall“ aus allen möglichen Blickrichtungen beleuchten – und vor allem aus eigener Erfahrung: Stotternde, erfahrene Therapeuten verschiedener Richtungen (die meisten davon selbst Betroffene), ein Neurologe, Psychologen, Mitarbeitende in der Beratung der BVSS und aus den internationalen Interessenvertretungen der Stotternden. So findet sich eine Fülle von Informationen und Sichtweisen, die mich meine eigene Situation viel besser verstehen und neu bewerten ließen. ...

Fazit:
„Kein Berg ohne Täler“ ist für mich eines der wichtigsten Bücher über Stottern, die ich als Betroffene je gelesen habe. Für mich persönlich steht es in seiner Bedeutung auf einer Höhe mit „An einen Stotterer“, das schon unzählige Betroffene – wie auch mich vor vielen Jahren – aus ihrem Problem abgeholt und auf den Weg gebracht hat. Ich finde, es gibt einen nicht geringen emotionalen Unterschied zwischen einem Stotternden und einem wieder Stotternden. Darum brauchte es dieses zweite wichtige Buch für dieses etwas andere Problem. Wie damals als Stotternde, so hat mich auch jetzt als wieder und immer noch Stotternde das Gefühl, unmittelbar verstanden zu werden und keineswegs allein zu sein, tief getroffen, befreit und ermutigt. In seiner äußerst lebendigen Einführung unter dem Titel „Von Zeitbomben und Bruchlandungen“ erzählt Thilo Müller, der Herausgeber von „Kein Berg ohne Täler“, er habe sich selbst zuvor eher skeptisch gefragt, ob überhaupt jemand, der einen Rückfall erlebt, so ein Buch liest. Meine Antwort: Ja, das liest jemand, und ich hoffe, dass es viele lesen. Danke für dieses Buch!

Schwester Teresa Friese, lebt als Benediktinerin (Ordensfrau) in der Abtei Varensell.

aus: Forum Logopädie Heft 4, 30. Jahrgang, Juli 2016
Zeitschrift des Deutschen Bundesverbandes für Logopädie e.V.

... Das Buch ist sowohl gut sortiert, strukturiert und spannend als auch informativ. Für mich eine absolut gelungene, vielfältige Sammlung von Berichten, die mir das Phänomen Rückfall klarer gemacht hat und mich einen kompetenteren Umgang damit finden lässt. Nicht für mich selbst, sondern auch mit den Betroffenen in der Therapie gemeinsam. Sehr interessant wäre eine zusätzliche Rezension dieses Werkes von einem Betroffenen.

Sandra Borutzki, Soest

aus: logoTHEMA – Fachzeitschrift des Berufsverbandes logopädieaustria, 14. Jahrgang, Ausgabe 1/2017

…Wie ein Damoklesschwert hängt dieses Thema über der Behandlung von Stottern. Für manch einen/eine TherapeutIN Abschreckung genug sich mit dem Bereich Sprechunflüssigkeiten zu beschäftigen. Im deutschsprachigen Raum findet sich kaum fundierte Fachliteratur zum Rückfallgeschehen beim Stottern und ein Buch ist längst überfällig. Es ist ein Ratgeber und gleichzeitig Diskussionsanstoß für eine differenziertere Auseinandersetzung.

…Ein gemeinsames Anliegen scheint viele AutorInnen zu vereinen und zieht sich wie ein roter Faden durch den Ratgeber. Es ist ein positiver Zugang zur Problematik. Rückschläge sollen als Chance gesehen werden. Die Beiträge wollen ermutigen und Betroffene anregen, nicht in den sozialen Rückzug zu gehen.

…Es ist ein Mutmacherbuch, das dem Thema Rückfall in der Stottertherapie den Schrecken nimmt. Hintergründe werden verständlicher, es gibt einen Anreiz zur Selbstreflexion und der Erfolgsdruck in der Stottertherapie wird relativiert. Das Buch ist ein erster Schritt, dem Thema Rückfall mehr Gewicht zu verleihen. Bleibt zu hoffen, dass sich der Wunsch des Herausgebers bewahrheitet, eine lebendige Diskussion anzustoßen.

Dadurch kann der Weg geebnet werden Rückfallprophylaxe als festen Bestandteil des Stottertherapieprozesses zu etablieren.

Evi Pohl, Logopädin (Südtirol)