Rezensionen und Meinungen
aus: Logos, Nr. 3, 23. Jahrgang, Sept. 2015
Die Fachzeitschrift für akademische Sprachtherapie und Logopädie
Bücher, die mich und mein Stottern begleitet haben
Ein Essay
… Während meines Zivildienstes, den ich an einer Rörderschule absolvierte, stieß ich durch eine nette Logopädin auf den Klassiker „An einen Stotterer“, herausgegeben von Stephen B. Hood (1993). In Auszügen habe ich das Buch später noch einmal auf einem Spaziergang durch Siegen, meine Stadt, als Hörbuch über den Kopfhörer meines MP3-Players gehört, gesprochen von Schauspieler Andreas Brucker, der als Jugendlicher selbst einmal gestottert haben soll ...
Amerikanische SprechpathologInnen, allesamt selbst zumindest ehemals stotternd, geben Ratschläge an Betroffene, von Stotternden für Stotternde. Und was für Ratschläge. Ganz knapp Harold B. Starbuck (1993, S. 120): „Versuchen Sie nicht, ohne Stottern fließend zu sprechen.“ Ausführlicher da schon J. David Williams (1993, S. 64): „Du kämpfst darum, flüssig zu sprechen und das Stottern zu vermeiden. Ironischerweise ist es dieses Kampfverhalten, was andere Leute sehen und als Dein Stottern hören! Du hast Dich selbst sabotiert und hintergangen. Dein Stotterverhalten besteht hauptsächlich aus den Dingen, die du tust, um das Stottern zu vermeiden.“ Ähnlich Gerald R. Moses (193, S. 83): „Beschließe weniger auszuweichen. Versuche, offen und hörbar zu stottern. Laß Dein Stottern lieber hören und sehen, als es weiter durch Eile und Ruhe zu verheimlichen.“ Oder Spencer F. Brown (1993, S. 70): Wir Stotterer müssen lernen, die Tatsache, daß wir stottern, mit möglichst viel Ruhe hinzunehmen.“ Und später (ebd.): Wenn man das flüssige Sprechen für das Wichtigste im Leben hält, sollte man vielleicht seine Prioritäten überdenken.“ Ganz wichtig ist meiner Meinung nach auch William D. Trotter (1993, S. 75f.): „Es ist gut, bezüglich Deines Stotterns einen gesunden Sinn für Humor zu haben.“ So auch Gary N. LaPorte (1993, S. 88): „Je aufrichtiger Du bezüglich Deines Stotterns bist, desto mehr Spaß macht es, darüber zu sprechen, und desto weniger wirst du versuchen, es zu verstecken.“ Und zusammenfassend Josef G. Sheehan (1993, S. 18): „Du brauchst dich überhaupt nicht zu schämen, wenn Du stotterst, und Du brauchst nicht stolz zu sein, wenn Du flüssig sprichst.“
Diese Einstellungen dem Stottern gegenüber waren neu für mich. Und ausgesprochen entlastend. Ich entdeckte sie auch in anderen Veröffentlichungen der Bundesvereinigung Stottern & Selbsthilfe e.V., die damals noch Bundesvereinigung Stotterer-Selbsthilfe e.V. hieß, in „Entmachtung des Stotterns“ (Hennen, 1989), „Stottern ins Rollen bringen“ (Wendlandt, 1994) oder „Selbsttherapie für Stotterer“ (Fraser, 1998).
Steffen Paschke, Siegen
aus: Sprache – Stimme – Gehör, März 2011
Georg Thieme Verlag, Stuttgart, www.thieme.de
...Neu ist die Herausgabe als Hörbuch: 11 der 24 Erfahrungs- und Therapieberichte wurden ausgewählt, z.B. von Charles van Riper, Lon L. Emerick oder Dean E. Williams. Sehr eindrücklich vorgetragen werden diese Texte von dem Schauspieler Andreas Brucker, der selbst gestottert hat.
Vielen Stottertherapeuten wird das Buch bekannt sein, dennoch ist es auch für den Kenner eine abwechslungsreiche Auffrischung und ein interessantes Erlebnis, die Eindringlichkeit der Expertenmeinungen vorgetragen zu bekommen. Das Hörbuch ist somit eine Empfehlung für Stottertherapeuten und Betroffene.
Birte Ripken, Hannover
aus: Forum Logopädie, September 2011
... Die Autoren berichten von persönlichen und therapeutischen Erfahrungen, die z.T. sehr emotional, offen, ehrlich und somit berührend sind. Die Texte regen daher Betroffene zur Auseinandersetzung mit dem eigenen Stottern genauso an, wie sie noch unerfahrenen Therapeuten das Phänomen auf intensive Art näherbringen können. Auch Angehörigen und anderen Interessierten ist dieses Hörbuch sehr zu empfehlen. ...
Ursula Koll, Freiburg